Handball-Bundesliga BHC: Im Endspurt zum Punkt
Hannover/Wuppertal · In Hannover schien der BHC schon auf der Verliererstraße, sichert sich mit drei Toren in 65 Sekunden aber noch ein 30:30.
In einem dramatischen Schussspurt hat sich der Bergische HC in Hannover den ersten Punkt seit acht Jahren gesichert. 65 Sekunden vor Schluss lagen die Löwen beim TSV Hannover-Burgdorf noch mit 27:30 zurück, kamen nach zwei schnellen Toren von Tomas Babak und tollen Paraden von Tomas Mrkva aber noch heran und bekamen drei Sekunden vor Schluss einen Siebenmeter zugesprochen. Arnor Gunnarsson, der vor einer Woche gegen Wetzlar kurz vor Schluss in gleicher Situation noch gescheitert war, schritt zum Punkt und verwandelte diesmal sicher. 30:30! Riesiger Jubel bei den Bergischen über den Punktgewinn, obwohl es zur Halbzeit bei einer 17:13-Führung sogar noch besser ausgesehen hatte. Doch Hannover mit dem überragenden neunfachen Torschützen Fabian Böhm gehörten die zweiten 30 Minuten - besser gesagt 29. Für den BHC, der nun 7:3 Punkte auf seinem Konto hat, war es ein moralischer Sieg, mit dem er zumindest bis Samstag Platz zwei eroberte.
Vor der Pause hatte sich der BHC, bei dem neben Linus Arnesson kurzfristig auch noch Max Darj erkältet ausgefallen war (ein Coronatest war negativ) offensiv in einen ähnlichen Rausch wie am ersten Spieltag beim SC Magdeburg gespielt. Tomas Babak überragte als Spielmacher mit gutem Auge und Zug zum Tor, Maciej Majdzinski, der für Schmidt im rechten Rückraum eingewechselt worden war, sorgte für die Durchschlagskraft aus der Distanz. Weil auch noch Christopher Rudeck, der in der 15. Minute für den etwas glücklosen Tomas Mrkva zwischen die Pfosten gegangen war, immer häufiger die Hand an den Ball bekam, setzten sich die Bergischen vor der Pause ab. Rudeck selbst traf in Überzahl ins verwaiste gegnerische Gehäuse zum 13:11. Gunnarssson und Majdzinski legten mit je zwei Toren einen 4:0-Lauf hinterher. Lohn war eine 17:12-Führung, die zur Pause immerhin noch 17:13 lautete.
Doch die Löwen verloren nach Wiederanpfiff völlig den Faden. Sie gerieten ins passive Spiel, begingen durch Gutbrod ein Stürmerfoul und fanden keine guten Abschlüsse mehr. Hannover nutze dies umgehend mit schnellen Treffern zum 17:17. In der Auszeit appellierte BHC-Coach Sebastian Hinze an sein Team, die letzten Minuten zu vergessen. So versenkte Nikolaisen auf Gutbrod-Pass zwar zum 18:17 und Rudeck hielt völlig frei, doch die Gastgeber waren nun obenauf. Beflügelt von 1635 Fans in der Zag-Arena kamen die Recken zu einem 20:18-Vorsprung. Der BHC blieb allerdings immer dran. Hinze setzte einen neuen Impuls, indem er Mrkva zurück ins Tor brachte. Der Tscheche blieb bei Johan Hansens Abschluss von außen direkt abgezockt stehen und sicherte seinem Team den Ball, den eine gute Minute später Babak nach toller Einzelaktion zum 22:22 versenkte.
Zehn Minuten vor Schluss war die Partie völlig offen. Schmidt stellte zunächst auf 26:24, doch zwei schnelle Hannoveraner Tore verhinderten ein Absetzen des BHC in der Schlussphase. Das schien stattdessen den Recken zu gelingen. Doch Hinze stellte beim 27:30 auf offene Manndeckung um, und seine Spieler sorgten danach noch für ein unfassbares Happy-end.