Der BHC beim Deutschen Meister: Alles kann, nichts muss
Der Aufsteiger kann Mittwochabend (20.15 Uhr) als Außenseiter bei Meister HSV Hamburg unbeschwert aufspielen.
Wuppertal. Meister gegen Aufsteiger heißt es Mittwochabend, wenn in der Handball-Bundesliga der HSV Hamburg und der Bergische HC aufeinandertreffen. Anwurf ist um 20.15 Uhr.
Noch am Samstagabend, nach dem Heimsieg des BHC gegen Wetzlar, hätte man sich als Fan des Aufsteigers wohl so gut wie keine Chance gegen den aktuellen Tabellendritten ausgemalt. Doch am Sonntagabend wurde die Hoffnung ein wenig angekurbelt. Denn da schrammten die Hamburger knapp an einer großen Blamage vorbei, retteten beim Auswärtsspiel gegen Hüttenberg ein 26:26, weil Hüttenbergs Gerlich kurz vor Schluss einen Siebenmeter gegen den schon fast am Boden liegenden Jogi Bitter nicht unterbringen konnte.
Die Hamburger sind in dieser Saison zweifellos nicht so stark wie im Meisterjahr. Der Rückstand auf Spitzenreiter Kiel ist mittlerweile auf neun Punkte angewachsen. Hoffnungen auf eine bergische Überraschung in Hamburg verpasst BHC-Geschäftsführer Stefan Adam allerdings einen klaren Dämpfer. „Durch solch einen peinlichen HSV-Auftritt wie in Hüttenberg sind unsere Chancen gegen Hamburg deutlich gesunken. Um dort jetzt was zu holen, müssten schon Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen“, sagt Adam.
Eine Spitzenmannschaft wie der HSV werde nun umso motivierter die nächsten Aufgaben angehen. Erst recht, da sie in der Bundesliga nun gar nichts mehr zu verschenken hat. Denn sollte der HSV die Champions League verpassen, wäre das nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich ein heftiger Schlag ins Kontor der Hanseaten.
Doch nur als Punktelieferant will der BHC nicht vor den mehr als 10 000 Fans (darunter auch viele Verantwortliche der großen Bundesliga-Sponsoren) in der DHB-Final-Four-Arena auftreten. Bereits gestern Morgen fuhr der Aufsteiger die 450 Kilometer gen Norden und trainierte bereits am Nachmittag, um die Busfahrt aus den Beinen zu schütteln.
Eine Anreise, die für Hamburger Verhältnisse wie ein Katzensprung erscheint. Der HSV bestritt zuletzt fünf Auswärtsspiele in Folge und legte dabei in drei Wettbewerben an elf Reisetagen 8932 Kilometer per Bus, Bahn und Flugzeug zurück.
Vielleicht ja auch ein Faktor, der dem Goliath ein bisschen die Frische geraubt hat. Zudem muss Interimstrainer Jens Häusler („Wir müssen jetzt, gerade vor unseren eigenen Fans, eine Reaktion zeigen“) gegen den BHC auf Renato Vugrinec (Innenbandanriss) verzichten. Der in Hüttenberg ausgefallene Spielmacher Michael Kraus wird wohl wieder im Kader stehen. „Aber ob beim HSV ein Weltklassespieler ausfällt und dafür ein anderer etwas länger spielt, macht eigentlich keinen großen Unterschied“, sagt BHC-Trainer HaDe Schmitz. Er schätzt die Chancen des BHC ähnlich wie Adam ein. „Ich habe das Gefühl, wenn die Hamburger wollen, können sie. Aber vielleicht wollen sie auch nicht immer“, sagt der 64-Jährige.
Für den BHC dagegen gilt: alles kann, nichts muss.