Handball-Bundesliga Mrkva ist bereit für seine Premiere
Wuppertal · Der Torhüter meldet sich nach Verletzung für das Spiel gegen Melsungen am Donnerstag zurück.
Man kann beim Bergischen HC schon von einer kleinen Tradition sprechen, wenn es um tschechische Handballer geht: Jiri Vitek, Jan Stochl, Tomas Babak, Leos Petrovsky und Milan Kotrc gehören unter anderem zu den prägenden Figuren. Am Donnerstag könnte der nächste Tscheche für die Löwen seine Bundesligapremiere feiern: Tomas Mrkva heißt der neue Torhüter des BHC.
Konnte man sich mit Vitek & Co. schon gut auf Deutsch unterhalten, so legt der bisherige Balinger noch mal einen drauf – geradezu prächtig sind seine Sprachkenntnisse. Eine weitere Parallele ist die der Ruhe, nicht umsonst haben sich Tschechen oftmals dem Angelsport verschrieben. „Aber ich bin nicht so ruhig wie Jan Stochl“, betont der Neuzugang im Spaß – einer seiner Vorgänger zwischen den BHC-Pfosten war in der Tat durch gar nichts aus der Balance zu bringen.
Beim 26:21-Sieg des BHC in Nordhorn musste Mrkva noch passen. Im Pokalturnier in Pforzheim, wo der BHC sich für das Achtelfinale des DHB-Pokals qualifizierte, hatte er sich eine Platzwunde an einem Finger zugezogen, die genäht werden musste. In der Anspannung des Spiels hatte der Torhüter das zunächst gar nicht bemerkt. Jetzt ist die Wunde aber soweit verheilt, dass er wieder voll ins Training einsteigen konnte.
Von Bankik Karvina aus ging es für den 2,03-Meter großen Mrkva 2010 nach Deutschland, wo Hamm, Göppingen, erneut Hamm und seit 2016 Balingen die Stationen waren. Und genau jener HBW Balingen-Weilstetten, so der komplette Name, schaffte in der vergangenen Saison den Wiederaufstieg ins Oberhaus.
Ist es da nicht ein merkwürdiges Gefühl, den souveränen Aufsteiger und Zweitliga-Meister zu verlassen? „Das bin ich bereits mindestens 20 Mal gefragt worden. Ich bin sehr froh über den Aufstieg, weil ich auch am Abstieg beteiligt war. So konnte ich Balingen mit einem guten Gefühl verlassen“, sagt Mrkva.
Seinem bisherigen Club traut der 80-fache tschechische Nationalspieler den Klassenerhalt zu – wohl wissend, dass es eigentlich jeder Aufsteiger im deutschen Handball-Oberhaus schwer hat. In Balingen hatte Tomas Mrkva maßgeblichen Anteil am Aufstieg – im Verbund mit der Abwehr. Darauf setzt natürlich auch sein neuer Chef Sebastian Hinze: „Wir hatten ihn schon lange auf dem Zettel und versprechen uns gerade bei gegnerischen Aktionen von außen eine deutliche Steigerung.“ Der Keeper selbst bleibt zurückhaltend ob seiner Qualitäten: „Die Leute sagen, ich sei im eins gegen eins sehr gut.“ Konkreter wird sein Statement, wenn es um seinen Positionskollegen geht. Ein sehr netter Typ sei „Rudi“, der ihm alles erklärt habe.
Mit Christopher Rudeck, einem der potenziellen deutschen Nationaltorhüter, hat Tomas Mrkva, der sich bis 2020 an den Bergischen HC gebunden hat, jedenfalls einen Hochkaräter an seiner Seite. Dritter Mann im Bunde ist der vom VfL Gummersbach gekommene Joonas Klama.
Dass es beim Bergischen HC in Person von Tomas Babak und Leos Petrovsky zwei Tschechen gibt, hat die Eingewöhnung beschleunigt. „Die Basis ist die deutsche Sprache, aber mit den beiden ist es ein Bonus.“ Gemeinsam hat man sich für die Europameisterschaft 2020, die in Österreich, Schweden und Norwegen ausgetragen wird, qualifiziert. Sogar dem ersten Lostopf zugewiesen, werden Nordmazedonien, Gastgeber Österreich und Ukraine die Gegner sein – da rechnen sich Mrkva und Kollegen einiges aus, zumal die Spiele in Wien stattfinden und sicherlich viele tschechische Fans anlocken. Wie beim BHC will der ansonsten eher ruhige Schlussmann dann auch Emotionen Richtung der Zuschauer zeigen. Die Löwen-Fans dürfen sich also schon mal freuen.