Bundesliga kontra Königsklasse - Kritik an neuem Modus

Hamburg (dpa) - Die Handball-Bundesliga sieht sich durch den neuen Modus der Champions League in ihrer derzeitigen Form bedroht.

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„Der neue Modus ist eine Katastrophe. Er entzieht uns die wirtschaftliche Grundlage unseres Daseins“, erklärte der Geschäftsführer des Ligaverbandes HBL, Frank Bohmann, am Rande der DHB-Pokalendrunde in Hamburg. Von der Saison 2015/2016 an wird die Königsklasse mit vier Spieltagen mehr ausgetragen - und bringt damit die Bundesliga in ärgste Bedrängnis. „Das nimmt uns die Luft zum Atmen. Wir wissen nicht, wie wir vier weitere Spieltage unterbringen können“, sagte Bohmann.

Sein größter Kritikpunkt ist, dass die deutschen Belange bei der Reform keine Rolle spielen. Vielmehr, so tadelte er, hätten die Europäische Handball-Föderation (EHF) und das Forum Club Handball (FCH) als Vertreter der Vereine nur die Interessen von Clubs aus schwachen Ligen berücksichtigt. „Mit der Reform ist die EHF lediglich auf einige wenige Spitzenclubs, die in ihrem eigenen Land über keine konkurrenzfähige Liga verfügen, zugegangen. Die Reform ist gegen den ausdrücklichen Willen der deutschen Clubs durchgeführt worden“, wetterte er.

Gerd Butzeck, der aufseiten des Forums Club Handball die Reform mit ausgehandelt hat, bestreitet den Vorwurf gar nicht. „Die Mehrheit der Clubs hat das so gewünscht. Und die Mehrheit der Clubs spielt in Ligen mit weniger als 18 Mannschaften. Die haben dieses Problem nicht“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa am Montag. Paris St. Germain, der FC Barcelona, Vive Kielce oder MKB Veszprem und Croatia Zagreb hätten einen hohen Etat, der nur auf die Champions League ausgelegt sei. „Und die wollen diese mehr Spiele haben.“ Der frühere Spielerberater verteidigte die Entscheidung mit dem Hinweis, sie habe „einen demokratischen Prozess durchlaufen“.

Die Bundesliga steckt nun in einem Dilemma. Die Vereine, die nicht international spielen, werden einer Reduzierung der Liga von 18 auf 16 Teams kaum zustimmen. Bohmann hält das für ausgeschlossen. Die EHF wird den neuen Modus nicht wieder kippen. „Wir werden nochmal darüber nachdenken, aber ich glaube kaum, dass sich da noch etwas ändert“, urteilte Butzeck.

Sollen den Spielern drei Meisterschafts-Partien pro Woche zugemutet werden? „Von meiner Warte aus ist das die bisher größte Herausforderung. Die Wettbewerbskraft der Bundesliga und des gesamten Handballs wird erheblich geschwächt, wenn wir dem nachgeben“, sagte Bohmann. Doch was die HBL tun kann, weiß auch er nicht. „Wir sind in einer internen Prüfung, was wir machen können.“

Nach ersten Hochrechnungen bleiben der Bundesliga in der Saison 2015/2016 nur acht Wochenenden zur freien Verfügung und damit rund die Hälfte weniger als bisher. „Die Spieler der Spitzenvereine werden stärker belastet, die anderen Vereine werden leiden, weil die Spiele noch mehr verschoben werden und dann manche Clubs vielleicht sieben Wochen kein Heimspiel haben“, orakelte Bohmann.

Butzeck kennt die verzwickte Situation in der „stärksten Liga der Welt“, für die Ligapräsident Reiner Witte das Schlimmste noch abgewendet hat. Nach seinem Einspruch wurde darauf verzichtet, die Reform bereits zur kommenden Saison umzusetzen. „Ich habe Verständnis für die Probleme der Deutschen“, sagte Butzeck. Er sieht auch die Frage der Hallenbelegungen als „sehr kompliziert“ an und folgerte: „Es ist ein nicht lösbarer Konflikt, es sei denn, die Bundesliga wird um zwei Mannschaften reduziert.“