Dank Petkovic: Göppingen träumt wieder vom „Pott“
Göppingen (dpa) - Velimir Petkovic hat einen Traum. „Ich möchte mit dem 'Pott' in der Hand auf dem Rathausbalkon stehen“, sagt der Trainer von Frisch Auf Göppingen vor dem Final-Rückspiel um den EHF-Pokal beim TV Großwallstadt.
Petkovic hat auch einen exzellenten Ruf. Der ist so gut, dass viele dem Traditionsclub allein seinetwegen zutrauen, zum ersten Mal seit 49 Jahren wieder einen Europacup zu holen. Das Hinspiel gegen Großwallstadt gewann der neunfache deutsche Meister mit 23:21.
Petkovic wird als möglicher Nachfolger von Bundestrainer Heiner Brand gehandelt, er formte Markus Baur oder Michael Kraus zu Nationalspielern und er führte Frisch Auf - diesen lange Zeit nur noch verstaubten Mythos des deutschen Handballs - wieder nach oben.
Vor allem aber hat der 54-Jährige seine ganz eigenen Methoden. Er fördert seine Spieler, aber er fordert auch viel von ihnen. Mal nimmt er sie in den Arm, mal nagelt er sie öffentlich an die Wand.
„Petko ist ein hervorragender Trainer. Er schafft es, aus Mannschaften das Optimale herauszuholen“, sagt Göppingens Geschäftsführer Gerd Hofele. „Man muss mit seinen Methoden aber auch zurechtkommen. Er will sehr viel, manchmal auch zu viel. Seine Ansprache ist ziemlich konkret, ziemlich hart und geht bis an die Grenze des Erlaubten.“
Der gebürtige Bosnier steht dazu. „Ich habe meinen Weg, und der hat mich 13 Jahre am Stück in der Bundesliga arbeiten lassen“, meint er. „Gute, intelligente Spieler erkennen das und gehen den Weg mit.“
Manchmal klingt Petkovic wie Fußballtrainer Felix Magath. Bei genauem Hinsehen unterscheidet er sich aber von ihm. Markus Baur etwa, der langjährige Kapitän der Nationalmannschaft, machte seinen Förderer zum Patenonkel seines Sohnes. Kraus nennt Petkovic seinen „Ziehvater“. Seitdem der heutige Hamburger Göppingen verließ, stagniert seine verheißungsvolle Karriere.
Auch das aktuelle Beispiel Lars Kaufmann zeigt, dass Petkovic so viele Spieler ausgebildet oder vorangebracht hat, dass er sich nicht angesprochen zu fühlen braucht, wenn Brand mal wieder die mangelnde Unterstützung aus der Bundesliga beklagt.
Im Gegensatz zu Magath bleibt Petkovic auch lange, wenn er sich einmal an einen Verein gebunden hat. Sechs Jahre lang arbeitete er in Wetzlar. Seit 2004 bringt er Göppingen Schritt für Schritt voran. „Er braucht viel Vertrauen, und das hat er hier. Es ist ihm unheimlich wichtig, dass seine Arbeit geschätzt wird“, erklärt Hofele.
Eins zu eins wäre das Modell Petkovic vielleicht nicht übertragbar auf den THW Kiel, die Rhein-Neckar Löwen oder die Nationalmannschaft. Der Trainer weiß das und sagt deshalb auch: „Der Anruf vom DHB war eine Bestätigung meiner Arbeit. Ich wäre auch nicht enttäuscht, wenn ein anderer Bundestrainer wird. Dann werde ich weiter fleißig arbeiten und junge Spieler auf den richtigen Weg bringen.“ Neben dem „Pott“ auf dem Rathausbalkon hat er nur noch einen Traum: „Dass wir den Abstand zu den großen Clubs noch etwas kleiner machen.“