Gummersbach: Vom Europapokal in die Versenkung?
Gummersbach (dpa) - Vom Europapokalfinale ins Duell mit der Provinz: Dem VfL Gummersbach, einst bester Handball-Verein der Welt, droht der Absturz in die Drittklassigkeit.
Ein Szenario, an das Geschäftsführer Axel Geerken keinen Gedanken verschwenden will. „Wir beschäftigen uns nicht damit, die Lizenz nicht zu erhalten“, sagte Geerken der Nachrichtenagentur dpa am Freitag. „Entscheidend wird sein, dass wir unsere Hausaufgaben machen. Wir sind optimistisch, dass wir das hinkriegen und die Lizenz im Nachgang erhalten.“
Geerken setzt auf die Unternehmen im Umfeld des Vereins: „Jetzt wird sich eben entscheiden, ob unsere Region Bundesliga-Handball auf hohem Niveau haben will, oder nicht. Wir sind der Überzeugung, unsere Region will das haben, und deshalb sind wir optimistisch, dass wir unsere Ziele erreichen.“
Schafft es Gummersbach aber nicht, binnen einer Woche rund zwei Millionen Euro aufzutreiben, hat der Altmeister im deutschen Profi-Handball keine Zukunft mehr. „Wenn der VfL die Liquidität für die Erstligalizenz nicht nachweisen kann, dann gibt es auch keine Lizenz für die zweite Liga. Das ist Fakt“, erklärte Bundesliga- Sprecher Oliver Lücke vor dem EHF-Pokalfinale gegen die französische Mannschaft Tremblay-en-France. „Wenn die Finanzlücke geschlossen wird, dann spricht nichts dagegen, dass Gummersbach in der Bundesliga spielt“, sagte Lücke.
Rund zwei Millionen Euro reichen nach Angaben Geerkens, um die Zukunft zu sichern: „Mit diesen zwei Millionen können wir unsere Gesamtschulden von viereinhalb Millionen beseitigen“, sagte Geerken. Gläubiger sollen einem Bericht der „Oberbergischen Volkszeitung“ zufolge ihre Bereitschaft signalisiert haben, dem Verein Schulden zu erlassen. „Einen Teil des Geldes haben wir schon, wie hoch, das möchte ich noch nicht konkretisieren“, sagte Geerken.
Die Handball-Bundesliga hatte am Donnerstagabend mitgeteilt, dass der Traditionsverein im Jahr seines 150. Geburtstags zunächst keine Lizenz für die kommende Saison erhält. Als Grund gab die Lizenzierungskommission mangelnde wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die Liquiditätslücke in Höhe von 2,2 Millionen Euro an. Gegen diesen Beschluss kann Gummersbach binnen einer Woche nach Erhalt Beschwerde einlegen.
Für den fünfmaligen Pokalsieger, fünffachen Europapokalsieger der Landesmeister, dreifachen Gewinner im Pokalsieger-Wettbewerb und zweifachen Europameister der Vereinsmannschaften ist die Situation indes nicht unbekannt. Bereits 1996, 2000 und 2009 stand der Verein finanziell auf dünnem Eis: Nur durch Gehaltsverzicht von Spielern und kurzfristige Transfererlöse konnte er den Konkurs vermeiden.