Dank Sigurdsson: Füchse-Handballer nun Top-Adresse
Berlin (dpa) - Füchse-Manager Bob Hanning weckte den Berliner Handball 2007 aus dem Dornröschenschlaf, Trainer Dagur Sigurdsson hat den Hauptstadtclub in seiner zweiten Saison zu einer Top-Adresse in Deutschland gemacht.
„Nach den 45 gemeinsamen Minuten im Auto war ich mir endgültig sicher, dass wir mit Dagur genau den richtigen Trainer verpflichtet hatten“, erzählt Hanning und denkt dabei an den Sommer 2009 zurück, als er den Isländer vom Flughafen abholte.
Als Trainer begeisterte Sigurdsson auch in Österreich und führte die Alpenrepublik im Sommer erstmals seit 19 Jahren zu einer WM- Endrunde. Danach war mit der Doppelbelastung Schluss, seitdem konzentriert er sich auf seinen Job in Berlin. Begonnen hatte Sigurdsson seine Karriere bei Valur Reykjavik, dort wurde er fünfmal isländischer Meister und spielte in der Nationalmannschaft. Aus Island wechselte er zum deutschen Zweitligisten LTV Wuppertal, spielte drei Jahre im japanischen Hiroshima und zog dann nach Bregenz. Zunächst als Spieler, dann als Spielertrainer.
Seine Schützlinge beschreiben den 37-jährigen Übungsleiter als akribischen und sehr strukturierten Arbeiter. Nur selten spricht der dreifache Familienvater über private Dinge, nur selten sind Emotionen festzustellen. Die Berliner Presse hat ihn deshalb auch schon als „coolen Eisbären“ bezeichnet.
Sigurdsson sonnt sich nicht im Erfolg des bisherigen Saisonverlaufs. Ganz im Gegenteil: Gebetsmühlenartig betont er immer wieder, die Füchse hätten trotz des zweiten Tabellenplatzes und dem Pokal-Coup gegen den HSV Hamburg noch nichts erreicht: „Wir haben noch vier Spiele bis zum Jahresende, und die werden ganz entscheidend sein, wie wir in die WM-Pause gehen.“
Zur Euphorie, die derzeit teilweise im Umfeld der Füchse herrscht, geht Sigurdsson auf Distanz. Von der Champions League will er ohnehin nicht sprechen, höchstens vom Europapokal. „Wir haben Pluspunkte gegen unsere ärgsten Konkurrenten gesammelt, die können aber auch ganz schnell wieder weg sein“, betont Sigurdsson.
Sein Training ist minuziös geplant. „Im Normalfall dauert eine Trainingseinheit 90 Minuten, und wir können bereits vorher online nachschauen, welche Übungsbausteine Dagur Sigurdsson für das Training vorgesehen hat“, erklärt Nationalspieler Sven-Sören Christophersen. Der Coach hält sich im Normalfall an die Planung, falls die Leistung im Training seine Erwartung erfüllt. Sollte das nicht der Fall sein, wird er nicht laut, sondern ist Mediator und Motivator, berichtet Christophersen: „Wir sprechen gemeinsam darüber, wenn es nicht rund läuft oder die Mannschaft ausgepowert ist.“