DHB-Frauen im Aufwind: Team besteht Reifeprüfung
Kolding (dpa) - Es wurde viel gelacht, die Stimmung war gelöst beim Abschlusstraining der deutschen Handballerinnen am Freitagmorgen vor dem letzten Vorrundenspiel bei der Weltmeisterschaft in Dänemark am Abend gegen die Demokratische Republik Kongo.
Die Nationalspielerinnen nahmen sich sogar die Zeit, einer dänischen Schulklasse Rede und Antwort zu stehen. „Ist doch logisch, dass wir gut gelaunt sind nach so einem Spiel“, meinte Linksaußen Lone Fischer vom Buxtehuder SV einen Tag nach dem überragenden 40:28-Sieg gegen den WM-Mitfavoriten Südkorea.
Mit diesem Erfolg hatte sich die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) vorzeitig das Achtelfinal-Ticket gesichert - das erste Ziel war erreicht. „Die Mannschaft hat sich toll entwickelt, hat sich von Spiel zu Spiel gesteigert“, lobte Bundestrainer Jakob Vestergaard. Dem Fehlstart mit dem 20:30 gegen Frankreich folgte ein 33:13 gegen Argentinien und eine tolle Leistung gegen Weltmeister Brasilien, die aber nicht von Erfolg gekrönt war (21:24). Und nun das Feuerwerk gegen Südkorea. „Der Start war mies, dann war es okay, und gegen die Koreanerinnen war es dann richtig super“, meinte Vestergaard.
Gegen Südkorea funktionierte erstmals das Tempospiel mit vielen Gegenstoßtoren, zudem stand die Abwehr vor der im gesamten Turnierverlauf überragenden Torfrau Katja Kramarczyk hervorragend. „Gerade auf diese Abwehrleistung können wir aufbauen“, sagte die 21-jährige Xenia Smits, die wie sechs weitere DHB-Spielerinnen ihre erste WM spielt.
„Die Stimmung war immer gut, von Spiel zu Spiel haben wir es nun auch geschafft, diese positiven Emotionen immer besser aufs Feld zu bringen“, sagte Kramarczyk und spielte auf die Kritik an der Kaderzusammenstellung im Vorfeld der WM an. Mit einem Durchschnittsalter von 24,8 Jahren stellt Deutschland eine der jüngsten WM-Mannschaften.
Der Umbruch, da sind sich in Kolding alle einig, ist gelungen. Die jungen Außenspielerinnen wie Alexandra Mazzucco oder Franziska Müller haben ebenso ihre Nominierung gerechtfertigt wie Smits oder die kampfstarke Kreisläuferin Julia Behnke.
Am Sonntag wartet im Achtelfinale aber ein Brocken auf Kramarczyk & Co.: entweder Europameister und Olympiasieger Norwegen oder Spanien. Beide potenziellen Gegner standen sich im Finale der Europameisterschaft 2014 gegenüber, bei der Deutschland enttäuschender Zehnter geworden war. Die Entscheidung, auf welches Team die DHB-Auswahl trifft, fiel am späten Freitagabend in der Parallelgruppe D. „Wir nehmen, was kommt, weil wir es sowieso nicht beeinflussen können“, sagte Lone Fischer.
Mit einem weiteren Sieg hätte die DHB-Auswahl wohl ihr großes Ziel erreicht: das Ticket für ein Olympia-Qualifikationsturnier in Rio. Aber selbst im Fall einer Niederlage wäre der Olympia-Traum noch nicht geplatzt. Dann muss aber eine Woche gezittert werden, bis feststeht, welche Mannschaften sich für diese Turniere qualifizieren.