DHB verpasst Befreiungsschlag: Michelmann neuer Präsident

Hannover (dpa) - Am Ende gab es nur verhaltenen Applaus: Der Deutsche Handballbund (DHB) hat Andreas Michelmann zum neuen Präsidenten gewählt, aber den Befreiungsschlag nach einem mehrmonatigem Machtkampf mit einem deutlichen Wahlergebnis verpasst.

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Auf dem Außerordentlichen Bundestag in Hannover votierten nicht einmal zwei Drittel der Delegierten für den Oberbürgermeister von Aschersleben in Sachsen-Anhalt.

Mit nur 73 von 119 gültigen Stimmen wurde der 55 Jahre alte Germanist zum neunten regulären DHB-Chef und Nachfolger des im März zurückgetretenen Bernhard Bauer gewählt. Der bisherige Vizepräsident für Amateur- und Breitensport hatte keinen Gegenkandidaten und amtiert bis zum ordentlichen Bundestag 2017. „Nach dem, was sich vorher abgezeichnet hatte, bin ich froh über das Ergebnis. Ich freue mich, dass wir nach den Wochen und Monaten der Auseinandersetzungen miteinander die Ziele anstreben können, die wir uns vorgenommen haben“, sagte der neue Verbandschef.

Mit großem Getöse hatte zuvor Hans Artschwager den Antrag auf Abwahl aller Vizepräsidenten zurückgezogen. Der Präsident des Landesverbandes Württemberg als Oppositionsführer beklagte erneut ein „tiefgreifendes Misstrauen in das Präsidium“. Die Landesverbände Württemberg, Hessen, Bayern und Niedersachsen wollten mit der Revolte eine Rückkehr des zurückgetretenen Bauer vorbereiten. Artschwager monierte nun in seinem verbalen Rundumschlag, dass das Präsidium die Verdienste Bauers nicht gewürdigt hatte, es an Transparenz und Kommunikation zwischen DHB und Landesverbänden mangelte und letztere bei der Wahl Michelmanns zum Präsidentschaftskandidaten durch eine Findungskommission übergangen wurden.

„Wir sind die Leuchttürme und oft auch Beispielgeber für den DHB“, erklärte er das Selbstverständnis der Landesverbände, „die Führungs- und Organisationsstruktur ist unzureichend, die Kommunikationskultur muss angepasst werden.“ Zudem seien die vier Landesverbände Württemberg, Hessen, Bayern und Niedersachsen mit 275 000 Euro pro Jahr am Etat des DHB beteiligt. Weitere finanzielle Lasten würden sie nicht tragen wollen. Dennoch schloss Artschwager versöhnlich: „Wir sind bereit, uns für Handball-Deutschland zu engagieren. Die Zukunft beginnt morgen.“

Dennoch spiegelte sich der seit dem überstürzten Rücktritt Bauers ausgetragene Machtkampf auch im Wahlergebnis wider: Nur 73 Delegierte stimmten für Michelmann, 46 gegen ihn. Bauer war vor zwei Jahren einstimmig gewählt worden. An dem ausgebliebenen Vertrauensvorschuss änderte auch nichts, dass Michelmann vor der Wahl ausdrücklich das Schaffen und Wirken seines Vorgängers gepriesen hatte. „Das Präsidium hat großen Respekt vor der Leistung von Bernhard Bauer in seiner Amtszeit. Wir haben seinen Rücktritt mit Respekt zur Kenntnis genommen und danken ihm für seine Arbeit“, lobte der neunte reguläre DHB-Chef pflichtbewusst.

Im Anschluss legte er sein Amt als Vizepräsident für Amateur- und Breitensport nieder. Zum Nachfolger wählten die Delegierten in einer Kampfabstimmung Karsten Korte, der 67 Stimmen bekam, während sein Widersacher Lutz Rohmer auf 48 Stimmen kam. Neuer Vizepräsident Recht wurde wieder Heinz Winden, nachdem die bisherige Amtsinhaberin Anja Matthies aus privaten Gründen ausgeschieden war.

Die bisherigen Präsidenten des Deutschen Handballbundes: