Druck wächst: Handballer spielen um EM-Verbleib
Nis (dpa) - Die eigene Niederlage war noch nicht verdaut, da bekamen die deutschen Handballer bei der EM in Serbien den nächsten Schreck.
Eine Halbzeit lang sahen sie am Sonntagabend auf der Tribüne des Sportzentrums Cair in Nis mit an, wie Außenseiter Mazedonien mit unbändigem Einsatz ein 26:26 (13:14) gegen den WM-Vierten Schweden erkämpfte. Die Vorstellung des vermeintlichen Außenseiters um den WM-Torschützenkönig Kiril Lazarov war auch angesichts der eigenen Leistung beim 24:27 (9:14) gegen Tschechien wenig ermutigend für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB). Denn nun geht es gegen Mazedonien um Alles oder Nichts. Nicht nur Olympia, sondern zunächst steht vor allem der Turnierverbleib auf dem Spiel.
„Das setzt uns natürlich zusätzlich unter Druck“, sagte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier. Angetrieben von den 4000 frenetischen Fans aus der Heimat bot Mazedonien dem Gruppenfavoriten Schweden Paroli, kämpfte sich auch nach Rückständen ein ums andere Mal zurück. Allerdings bereiten die Anhänger ihrem Team nicht nur Freude. „Es fühlt sich an wie ein Heimspiel. Aber andererseits erhöht es auch den Druck auf uns, weil so viele Fans da sind“, gestand Lazarov.
Der Druck auf die deutsche Mannschaft aber ist nach dem phasenweise erschreckenden Auftritt gegen Tschechien ungleich höher. Ein weiterer Patzer würde unweigerlich alle Olympia-Träume platzen lassen. Dies wäre historisch, denn noch nie fand ein olympisches Handball-Turnier ohne eine deutsche Männer-Mannschaft statt.
So steht das Team von Bundestrainer Martin Heuberger gegen Mazedonien mit dem Rücken zur Wand. Bei einer weiteren Niederlage droht auch das Vorrunden-Aus - auch das hat es bislang noch nicht gegeben. Heuberger aber, unter dessen Regie die deutschen Handballer in sechs Spielen erst einmal gewonnen haben, verbreitet dennoch Optimismus, ohne zu erklären, worauf dieser sich gründet. „Jetzt werden wir den Kopf nicht in den Sand stecken und am Dienstag erhobenen Hauptes wieder auflaufen“, verkündete er trotzig. Zudem versprach er: „Ich bin sicher, dass wir eine Mannschaft sehen, die am Dienstag versuchen wird, den ersten EM-Sieg zu holen.“
Allerdings wirkten der Bundestrainer und seine Spieler im Anschluss an die bittere Pleite auch ratlos. Wie konnte das nur passieren, dass in der ersten Viertelstunde fast alle Torchancen kläglich vergeben wurden? Dass in Überzahl keine Tore geworfen wurden? „Ich kann es mir auch nicht erklären“, gestand Heuberger, „aber als Katastrophe würde ich es nicht bezeichnen.“ Auch der zuletzt in guter Verfassung spielende Kapitän Pascal Hens erwischte einen rabenschwarzen Tag. „Bei mir lief heute auch nichts zusammen“, bekannte der Hamburger.