Kein Aufschwung in Sicht: DHB-Frauen müssen um EM zittern

Nimes (dpa) - Olympia verspielt, die EM in Gefahr - 21 Monate vor ihrer Heim-Weltmeisterschaft lässt bei den deutschen Handballerinnen der ersehnte sportliche Aufschwung auf sich warten.

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Nach einem Fehlerfestival über die gesamten 60 Minuten hat das Team von Bundestrainer Jakob Vestergaard in Nimes gegen Frankreich eine 19:25 (9:13)-Pleite kassiert und muss nach der zweiten Niederlage im vierten Spiel um die Qualifikation für die EM im Dezember in Schweden zittern. „Wir haben in allen Bereichen schlecht gespielt, ich bin absolut unzufrieden“, schimpfte der Däne und resümierte ein Jahr nach seinem Amtsantritt: „Vielleicht war das heute das schwächste Spiel, seit ich Bundestrainer bin.“

Bereits das Hinspiel gegen den WM-Siebten drei Tage zuvor hatte seine Mannschaft mit 21:24 verloren. Hinter den damit vorzeitig für die EM qualifizierten Französinnen ist das DHB-Team mit 4:4 Punkten Zweiter der Gruppe 7. Dritter ist die Schweiz mit 2:4 Zählern vor Island. Am ersten Juni spielt die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in St. Gallen gegen die Schweiz und zum Abschluss der Ausscheidung folgt ein Heimspiel gegen Island. Einen Patzer kann sich der kommende WM-Gastgeber nicht erlauben, denn nur die ersten beiden Teams qualifizieren sich für die EM.

„Wir stecken die Köpfe nicht in den Sand. Ich bin mir sicher, dass wir die letzten beiden Qualifikationsspiele gewinnen und dann auch in Schweden dabei sind“, meinte Linksaußen Lone Fischer und folgerte: „So wie heute dürfen wir uns jedenfalls nicht mehr präsentieren.“

Im Gegensatz zum Hinspiel in Bietigheim-Bissingen, als die Partie erst in den letzten fünf Minuten verloren ging, stand die deutsche Mannschaft in Nimes von Beginn an auf verlorenem Posten. Fehlwürfe, Abspielfehler und Konzentrationsschwächen führten zu Ballverlusten, die Frankreich zu Toren nutzte. Erst beim 1:4 nach 7:29 Minuten markierte Susann Müller den ersten deutschen Treffer.

Zur Pause lief der nächste das DHB-Team einem 9:13 hinterher. Der Rückstand wuchs in der zweiten Halbzeit auf 14:22 (51.) an. Zwar stemmten sich Torhüterin Katja Kramarczyk mit zahlreichen Paraden und Rückraumspielerin Saskia Lang mit ihren Toren gegen die Niederlage. Doch die Anzahl der Fehler war zu groß, um die Partie noch zu wenden. „In der Abwehr waren wir zu weit von den Gegenspielerinnen weg, im Angriff haben wir zu viele klare Chanchen vergeben und uns zu viele technische Fehler geleistet“, stellte der Bundestrainer ernüchtert fest. Müller, Lang und Anna Loerper warfen je vier Tore.

Während Frankreich am kommenden Wochenende um die Olympia-Teilnahme spielt, bestreitet die DHB-Auswahl ein hochkarätig besetztes Turnier in Langhus nahe Oslo. Gegner sind dort Olympiasieger, Welt- und Europameister Norwegen, Olympia-Gastgeber und Ex-Weltmeister Brasilien sowie der EM-Zweite Spanien, die allesamt für Rio de Janeiro qualifiziert sind. Vestergaard hofft, dass seine Mannschaft dort eine bessere Rolle spielt. „Das ist ein Top-Turnier und für unser Team eine weitere Gelegenheit, den Entwicklungsprozess auf dem Weg zur Heim-Weltmeisterschaft 2017 fortzusetzen“, erklärte er.