Kein Retter: HSV-Handballer stellen Insolvenzantrag

Hamburg (dpa) - Finanziell am Ende, kein Retter in Sicht - aber der HSV Hamburg will den Kampf ums Überleben noch nicht aufgeben.

Foto: dpa

Trotz des Insolvenzantrags des angeschlagenen Handball-Bundesligisten, den die Hamburger Gerichtspressestelle bestätigte, soll das nächste Punktspiel am Sonntag wie geplant ausgetragen werden. Laut Statuten werden dem deutschen Meister von 2011 allerdings acht Punkte abgezogen.

Adrian Pfahl hat als erster Spieler seine persönlichen Konsequenzen gezogen: Er wechselt zum Ligakonkurrenten Frisch Auf Göppingen und erhält einen Vertrag bis 2018. Ab wann der Rückraumspieler für seinen neuen Verein spielen kann, ist noch offen.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Gideon Böhm bestellt. Der Hamburger Rechtsanwalt teilte am Mittwochabend mit, dass der Spielbetrieb fortgesetzt werde. „Ich bin zuversichtlich, dass die Saison trotz der komplexen Situation erfolgreich beendet werden kann“, sagt Böhm.

Er arbeite eng mit allen Beteiligten an der geordneten Fortführung. So habe er sich schon mit dem Barclaycard-Arena-Geschäftsführer Uwe Frommhold darauf geeinigt, dass die Arena am Sonntag für das Spiel gegen den SC Magdeburg geöffnet werde. Auch am 27. Dezember soll die Mannschaft in der Arena gegen Göppingen spielen.

Die Verbindlichkeiten des Champions-League-Siegers von 2013 sollen sich bis Saisonende auf fünf Millionen Euro belaufen. Warum Geschäftsführer Christian Fitzek die Einlösung der Patronatserklärung von Hauptsponsor Andreas Rudolph über mehrere Millionen Euro bislang nicht eingefordert hat, bleibt unbekannt. Sie war Voraussetzung für die Lizenzerteilung gewesen. Der Medizinunternehmer soll inzwischen mehr als 30 Millionen Euro in den Verein gesteckt haben.

Wird bis zum Jahresende nicht eine Verringerung des negativen Eigenkapitals um 30 Prozent nachgewiesen, kommen zum feststehenden Abzug von acht Punkten vier weitere Zähler hinzu. Der Abstand des Tabellenfünften zu den Abstiegsplätzen beträgt derzeit 17 Punkte. Sollte die Sanierung des HSV bis zum 10. April kommenden Jahres gelingen, kann ein erneuter Antrag für eine Bundesliga-Lizenz gestellt werden. Anderenfalls droht ein Neuanfang in der zweiten oder dritten Liga.

Schon seit mehr als zehn Jahren standen die Hanseaten immer wieder dicht vor dem Kollaps. Im Dezember 2004 war Rudolph erstmals als Retter aufgetreten. Nach dem unglücklichen Intermezzo mit dem ehemaligen Fußball-Nationaltorhüter Frank Rost als Geschäftsführer im Jahr 2013 erhielt der Club im Juli 2014 erst in letzter Minute die Lizenz.

Die Mannschaft trainiert sich derzeit selbst. Coach Michael Biegler, der in Personalunion die polnische Nationalmannschaft betreut, bereitet den Gastgeber der EM auf das Turnier im Januar vor.

Sollten nach Pfahl noch andere Profis dem HSV den Rücken kehren, könnten Spieler aus der U23 aufrücken. Die hat gerade die Herbstmeisterschaft in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein geholt. Konkurrenzfähig in der Bundesliga wäre ein solches Team in jedem Fall nicht.

Verwirrung gab es am Mittwoch um einen angeblichen Einstieg von Jürgen Hunke, des ehemaligen Präsidenten des Fußball-Bundesligisten Hambruger SV. Der Theatermäzen dementierte Meldungen, dass er als neuer Investor helfen würde, nachdem Rudolph den Geldhahn zugedreht hatte.

„Ich werde keinen Euro in die Rettung stecken, das kann doch gar keiner bezahlen“, sagte Hunke der Deutschen Presse-Agentur. Er hatte nach eigenen Angaben vor zehn Jahren 450 000 Euro für die Lizenz der Norddeutschen gegeben: „Das Geld ist ja auch weg.“ Er sei weiterhin im Nachwuchsbetrieb des HSV e.V. engagiert.