Sigurdsson: „Müssen wieder mehr gewinnen“
Leipzig (dpa) - Mit klaren Vorstellungen gehtDagurSigurdsson seine Aufgabe als Handball-Bundestrainer der Männer an. Sigurdsson möchte Talente einbauen, ohne auf erfahrene Spieler zu verzichten.
Die anstehende Doppelbelastung bereitet dem Coach der Füchse Berlin keine Sorgen, weil sie nach einigen Monaten wieder vorbei ist.
Was bedeutet es Ihnen, Bundestrainer zu sein?
Sigurdsson:Ich bin unheimlich stolz. Es wird viel diskutiert über die Doppelbelastung. Aber ich habe weder Angst noch Zweifel. Das werden ein paar Monate mit viel Arbeit, aber ich werde das überleben. Ich stelle mich sofort volle Pulle auf beide Mannschaften ein.
Es ist viel über den Co-Trainer spekuliert worden. Wie ist der aktuelle Stand?
Sigurdsson: Kann sein, dass ich den ersten Lehrgang ohne Co-Trainer auskommen muss. Aber ich werde mir selber die Zeit nehmen, um dafür eine gute Lösung zu finden. Hauptsache, ich hole den Richtigen.
Ist Martin Heuberger in Ihren Augen ein Kandidat?
Sigurdsson:Ich finde die Idee mit Martin Heuberger sehr gut, und wir verstehen uns auch sehr gut. Aber ich kann sagen, dass ich frischen Wind haben will und neue Wege gehen will.
Sie haben in der Doppelfunktion bereits Erfahrung, waren gleichzeitig Nationaltrainer in Österreich und Coach der Füchse. Was erwartet Sie jetzt?
Sigurdsson: Es sind acht bis neun Monate, in denen man beide Mannschaften im Kopf hat. Es gibt nicht viele, die das probiert haben. Aber alle Trainer, ich gehöre auch dazu, raten eigentlich davon ab. Man hat viel zu viel Handball im Kopf, um ein normales Leben zu führen. Ich bin mehr als bereit, das zu machen, und meine Familie auch. Ich mache mir da keine Sorgen, weil ich weiß, dass es eine begrenzte Zeit ist.
Viele kennen Sie als Trainer, der junge Talente wie Phönix aus der Asche kommen lässt. Werden Sie das auch in der deutschen Nationalmannschaft fortführen?
Sigurdsson: Meine Philosophie ist es, mit jungen Spielern zu arbeiten. Das heißt aber nicht, dass ich keine alten Spieler brauche. Erfahrung ist immer nötig, um eine Mannschaft zu führen. Die passenden Spieler werde ich mir heraussuchen, bevor ich schaue, wo die Talente sind. Dafür brauche ich vielleicht ein bis zwei Lehrgänge, bis ich die Charaktere kenne.
Die deutschenU20-Jungs sind Europameister geworden. Spielen Akteure dieser Mannschaft in den Testspielen gegen die Schweiz?
Sigurdsson: Einige junge Spieler werden sicher sofort ihren Weg in die Nationalmannschaft finden, bei einigen wird es dauern. Mir ist aber klar, dass wir sofort Erfolg haben wollen. Das größte Problem in den Spielen gegen Polen war nicht der starke Gegner, sondern dass Deutschland in den vergangenen Jahren zu wenig gewonnen hat, vielleicht 50 Prozent. Wir müssen wieder mehr Spiele gewinnen. Mir ist egal, ob das im Training, bei einer Qualifikation oder im Turnier ist. Ich weiß, dass ich künftig am Erfolg gemessen werde. Deshalb werde ich den ersten Lehrgang mit dem stärksten Team beginnen.