„Qualität vor Tempo“ Suche nach dem Sigurdsson-Nachfolger: Die Kandidaten

Hamburg (dpa) - Bei der Suche nach einem Nachfolger von Bundestrainer Dagur Sigurdsson lässt sich der Deutsche Handballbund Zeit. Sigurdsson geht ohnehin erst nach der WM im Januar, die Planungen für seine Nachfolge laufen seit Wochen.

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„Dabei geht Qualität vor Tempo“, sagt Bob Hanning. Die EM-Qualifikation, die im Juni 2017 abgeschlossen wird, könne auch ein Interimscoach übernehmen, sagte der DHB-Vize. Kandidat dafür ist DHB-Co-Trainer Axel Kromer. Spätestens im Juli soll es einen festen Sigurdsson-Nachfolger geben.

Top-Kandidat ist Christian Prokop vom Bundesligisten SC DHfK Leipzig. Außerdem werden Markus Baur (TVB Stuttgart) und Gudmundur Gudmundsson, der seinen Vertrag als Nationaltrainer Dänemarks gekündigt hat, gehandelt. Auch Frauen-Bundestrainer Michael Biegler könnte ein Kandidat sein.

CHRISTIAN PROKOP

Der 37-Jährige vertritt eine ähnliche Spielphilosophie wie Sigurdsson, hat den Blick für Talente. Mit Leipzig schaffte er 2015 den Aufstieg und den Klassenverbleib. Seine Bundesliga-Kollegen wählten ihn zum „Trainer des Jahres“. Mit Hanning hat er schon über die Sigurdsson-Nachfolge gesprochen. Prokop: „Es wäre eine sehr reizvolle Aufgabe für mich.“ Allerdings läuft sein Vertrag in Leipzig bis 2021. Eine Ablösesumme wäre fällig. Hanning will nun versuchen, sich mit den Leipzigern zu einigen.

MARKUS BAUR

Der ehemalige Nationalspieler kennt den DHB und seine Strukturen bestens und wird von der Verbandsführung geschätzt. Ihm kommt seine Zeit als deutscher Junioren-Nationaltrainer von 2012 bis 2016 entgegen. Der 45-Jährige verfügt über internationale Erfahrung, war Coach der Schweizer Erstligisten Pfadi Winterthur und Kadetten Schaffhausen. Als Bundesliga-Trainer (früher Lemgo und Lübbecke, jetzt Stuttgart) hat er gute Kenntnis vom Leistungsstand der Profis.

GUDMUNDUR GUDMUNDSSON

Der 55-jährige ist Isländer wie Sigurdsson. Sein größter Erfolg als Trainer ist der Gewinn der Olympischen Goldmedaille in Rio mit Dänemark. Seinen Vertrag hat er kürzlich gekündigt. Mit Island war er Olympia-Zweiter (2008) und EM-Dritter (2010), mit den Rhein-Neckar Löwen, wo er von 2010 bis 2014 arbeitete, EHF-Cup-Sieger (2013). Er wird als wortkarger, aber präziser Analytiker beschrieben.

MICHAEL BIEGLER

Zur Zeit ist der 55-Jährige Trainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Bis zum Abschluss der Frauen-WM im Dezember 2017 läuft sein Vertrag. Erst danach wäre er frei. Übernimmt Biegler einen Job, braucht er keine lange Anlaufzeit. Er hat schon 13 Vereine in Deutschland betreut und war auch Nationalcoach von Polen (2012 bis 2016). Mit der Mannschaft wurde er 2015 WM-Dritter.