Wie 96: Hannover will Europa-Euphorie entfachen

Hannover (dpa) - Passender hätte der besiegte Gegner nicht sein können. Das souveräne 31:28 gegen Frisch Auf Göppingen war die perfekte Bewerbung der TSV Hannover-Burgdorf für den EHF-Pokal und eine eindrucksvolle Demonstration der großen Europa-Euphorie.

Immerhin besiegte der künftige Europacup-Teilnehmer den EHF-Pokal-Gewinner von 2011 und 2012. Nach vier Jahren Bundesliga und kontinuierlicher Aufbauarbeit sind die Handballer der TSV im internationalen Geschäft angekommen und fühlen sich dafür auch stark genug. „Diese Vision von Europa, die steht“, sagte TSV-Geschäftsführer Benjamin Chatton nach dem Sieg.

Wie bei Hannovers Fußballern hofft Chatton auf einen ähnlichen Effekt in der kommenden Saison: „Wir haben die Europapokal-Euphorie bei Hannover 96 kennengelernt.“ Um ähnliches zu leisten wie 96 in den vergangenen beiden Jahren in der Fußball-Europa-League müsse das Handballteam von Erfolgstrainer Christopher Nordmeyer vor allem eins: „Kräftemäßig über die Runden kommen.“

Sollten die Niedersachsen die Gruppenphase im EHF-Pokal erreichen, müssten sie auf einen Schlag zehn Saisonspiele mehr bestreiten. Nordmeyer beschreibt seine interessante Philosophie: Die spielerische Qualität erreiche die TSV durch eine große und ausgeglichene Mannschaft. „Wenn man zu viel Qualität im Kader hat, gibt es leicht Unzufriedenheit“, meinte Nordmeyer.

Die Personalplanungen für die kommende Spielzeit sind längst abgeschlossen, versicherte Chatton. Abwehrchef Gustav Rydergard hat gerade erst seinen Vertrag verlängert, zudem stößt Vasko Sevaljevic von Dinamo Minsk zur TSV. Erst spät in der Saison wird sich zeigen, ob das Team so in Europa bestehen und erneut in der Bundesliga vor Furore sorgen kann. Der EHF-Pokal beginnt für deutsche Teams erst im November. Das Hauptaugenmerk derzeit liegt auf noch professionelleren Vereinsstrukturen. „Wir gehen die Entwicklungsschritte im Eiltempo an“, sagte Chatton. Vor vier Jahren startete die TSV mit keinem einzigen festen Mitarbeiter. Inzwischen sind es vier.

Die beiden TSV-Macher Nordmeyer und Chatton betonen, auch in Zukunft auf Grundlagenarbeit wie im Nachwuchsbereich setzen zu müssen. Eine Wiederholung des aktuellen Erfolges sieht das Duo als schwierig an. „Das kann nicht die Vorgabe sein“, sagte Chatton.

Der Tabellensechste ist bereits jetzt für den Europapokal qualifiziert, weil die Rhein-Neckar-Löwen gerade den EHF-Pokal gewannen und damit automatisch qualifiziert sind. Dauerhaft unter den besten fünf Bundesliga-Teams mitzumischen, sehen Nordmeyer und Chatton noch als fast unmöglich an.