Klopp, der Ausraster: Kultig-emotional oder wahnsinnig?

Der Wutausbruch in Neapel war nicht die erste Entgleisung des Trainers von Borussia Dortmund.

Düsseldorf. Der zähnefletschende Riese dürfte dem schmächtigen vierten Offiziellen Venacio Tomé wohl noch ein paar Alpträume bescheren. Ja, man musste um den kleinen Portugiesen am Spielfeldrand fürchten, als Borussia Dortmunds großgewachsener Trainer Jürgen Klopp nach dem 1:0 für Neapel in der Fußball-Champions League auf ihn losging, wie Klaus Kinski zur besten Zeit auf seine Regisseure.

Ist BVB-Trainer Jürgen Klopp „wahnsinnig“? Das titelt die italienische Presse. Braucht er eine Therapie? Fest steht: Klopp, der Kulttrainer des Bundesligisten, ist ein Wiederholungstäter. Etwa 45 000 Euro musste er in seiner Trainerlaufbahn schon berappen, weil ihm Gesicht und Wortwahl entgleisten. Nach dem Vulkan- Auftritt am Vesuv dürften ein paar Euro dazu kommen.

Klopp hat schon mehrfach Besserung gelobt. Gebessert hat er sich nicht. Klopp und die Fußball-Emotionen, das ist so, als würde ein Workaholic sagen, er wolle beruflich kürzer treten und trotzdem jedes Wochenende Arbeit mit nach Hause nehmen. Das geht nicht lange gut. Klar, hinterher bereut Klopp es, wenn er die Aufzeichnungen sieht, sagt, „das war affig“ und „kommt nicht wieder vor“. Kommt es aber doch.

Der 46-Jährige kann nicht anders. Er ist fußballsüchtig, saugt Emotionen in sich auf und haut sie wieder raus. Der Mann ist nicht nur ein — fachlich guter — Trainer, er ist vor allem der erste und größte Fan seiner Mannschaft. Und wenn er die Seinen einer Ungerechtigkeit ausgesetzt wähnt, wirft er sich bedingungslos vor sie in den Kampf. Wie eine Löwenmutter vor ihre Jungen. Dafür lieben ihn die einen, die anderen finden das bekloppt.