Alle vier deutschen Speerwerferinnen im WM-Finale

Peking (dpa) - Sie streckte frech die Zunge raus, grinste wie ein Schelm und schnaufte ganz tief durch. Nach der Zitterpartie in der Speerwurf-Qualifikation war Weltmeisterin Christina Obergföll erleichtert und überglücklich.

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„Das war echt krass! Das war schon ein Riesenstein, der mir da vorhin vom Herzen gefallen ist“, sagte die 34-Jährige nach ihrem ersten Auftritt bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking.

Doch der Hammer kam erst danach: Nicht nur die Weltmeisterin schaffte es, sondern das komplette DLV-Quartett kam durch. Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken übertraf als Tages-Beste mit 65,92 Metern sogar ihre persönliche Bestleistung. Neben Obergföll (64,10 Meter) kämpfen auch Linda Stahl (Leverkusen/63,52) und die deutsche Meisterin Molitor (Zweibrücken/63,23) um die Medaillen.

„Vor dem dritten Versuch war mein Puls auf 200“, gestand Hussong. Und die ehemalige Europameisterin Stahl sagte im ZDF: „Das ist meine fünfte WM, und kann ich mich an keine Qualifikation erinnern, die so stark war.“

64,10 Meter im dritten und letzten Durchgang - nach dem Drama in drei Akten hatte Obergföll ihr erstes Ziel zwar erreicht, ihr WM-Comeback zwei Jahre nach dem Goldgewinn in Moskau wäre um ein Haar in die Hose gegangen. Und der wütende Schrei passte dann auch ins Bild: „Scheiße!“, brüllte sie nach dem zweiten Durchgang, vorher hatte sie den verkorksten Wurf ungültig gemacht. Auch der erste ging völlig daneben: Der Speer stieg viel zu steil an und landete fünf Meter außerhalb des Sektors.

„Da geht dir nach dem zweiten Wurf ganz schön der Senkel. Denn du denkst: Wenn der dritte jetzt nicht passt, dann ist es vorbei“, erklärte die Athletin von der LG Offenburg. Ihr Ehemann und Trainer Boris Obergföll fieberte auf der Tribüne mit, helfen konnte der ehemalige Weltklasse-Speerwerfer seiner Christina aber nicht. „Wenn ich wüsste, was da los war. Ich hab' einen ganz schönen Puls gehabt, bis der Wurf raus war“, sagte der Bundestrainer im ZDF. „Gott sei Dank hat es dann geklappt.“

Auch Molitor musste zunächst einmal zittern. Und an das Jahr 2013 denken. „Bei der WM in Moskau bin ich auch knapp gescheitert“, sagte die 31-Jährige. Sieben Zentimeter fehlten ihr damals zum Finale. Im Pekinger „Vogelnest“ steigerte sich Molitor im dritten Versuch noch auf 63,23 Meter - Finale.