AP: IAAF wusste schon 2009 vom russischen Doping

Paris (dpa) - Der Weltverband der Leichtathleten (IAAF) hat nach Informationen der US-Nachrichtenagentur AP schon 2009 von massivem Doping in Russland gewusst.

Unter Berufung auf interne Dokumente der IAAF meldete die Agentur am 12. Januar, IAAF-Funktionäre hätten offensichtlich mit dem russischen Verband zusammengearbeitet, um das Ausmaß des Blut-Dopings vor den Olympischen Spielen 2012 in London zu vertuschen.

Die IAAF hatte Russlands Leichtathletik-Verband ARAF am 13. November 2015 angesichts schwerer Doping-Vorwürfe suspendiert. Den russischen Leichtathleten droht, von den Olympischen Spielen im nächsten Sommer in Rio de Janeiro ausgeschlossen zu werden.

Eine unabhängige Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) wird am 14. Januar in München einen zweiten Teil ihres Ermittlungsberichtes vorstellen. Den ersten Teil hatte die Kommission am 9. November 2015 präsentiert, der vier Tage später zur Suspendierung der russischen Leichtathleten geführt hatte.

Im Jahr 2009 hätten Untersuchungen der IAAF schon „schockierende Einsichten in den Umfang und die Schwere des russischen Dopings“ ermöglicht, schrieb die Nachrichtenagentur weiter. Damals waren neue, genauere Bluttests eingeführt worden.

AP beruft sich auf Emails, Briefe und Berichte einer Quelle, die Zugang zum Anti-Doping-Programm des Weltverbandes habe, namentlich aber nicht genannt werden will.

Beispielhaft zitiert AP aus einem Brief des damaligen IAAF-Generalsekretärs Pierre Weiss an den erst am 7. Januar lebenslang gesperrten Ex-IAAF-Schatzmeister Valentin Balachnitschjow. Der war zugleich Präsident des russischen Verbandes. „Die Blutwerte russischer Athleten ist inzwischen so ernst und wird nicht besser (wenn nicht möglicherweise schlechter), das sofortige und drastische Maßnahmen nötig sind“, schrieb Weiss demnach. Test zeigten laut der Dokumente von Weiss, dass Russland systematisch Blutdoping mit dem Mittel EPO betrieben hat.

Russland darf bis auf Weiteres keine Leichtathleten zu internationalen Veranstaltungen an den Start schicken. Bei der Verkündung des Banns hatte der neue IAAF-Präsident Sebastian Coe, ein ehemaliger britischer Olympiasieger, gesagt: „Das war ein beschämender Weckruf, und wir sind uns einig, dass Betrug auf keiner Ebene toleriert werden wird.“

Coe, seit 19. August 2015 im höchsten Amt, war schon seit 2007 Vizepräsident des IAAF und dürfte damit selbst in der Schusslinie stehen.