Buschbaum: „Sportlerinnen sind emotional schwieriger“

Mainz (dpa) - Frau oder Mann: Auch die Sportwelt steckt hier voller Vorurteile, Missverständnisse und Unterschiede. Die Nachrichtenagentur dpa konfrontierte Balian Buschbaum mit einigen Aussagen.

Der 32-Jährige aus Mainz war als Yvonne Buschbaum eine Weltklasse-Stabhochspringerin, Olympia-Sechste von 2000 und zweimalige EM-Dritte. 2008 ließ sie sich einer Geschlechtsangleichung unterziehen. Heute ist er Lebensberater - und Autor. „Frauen wollen reden, Männer Sex. Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum?“ erscheint an diesem Donnerstag (7. März). Balian Buschbaum durfte die Schule der Frauen 28 Jahre lang besuchen, wie es in seinem neuen Buch heißt. Er weiß, „wie Frauen und Männer wirklich fühlen und sich unterscheiden.“

Herr Buschbaum, es heißt immer: Frauen sind viel schwieriger zu trainieren als Männer.

Balian Buschbaum: „Ich kann das bestätigen. Ich würde auch sagen, dass meine Athletinnen emotional schwieriger zu trainieren sind als Athleten. Bei Männern sagt man einfach: Nimm die Hand höher und den härteren Stab - und er macht das einfach. Eine Frau stellt dann Fragen: Ist das wirklich richtig? Kann ich mich da verletzen? Kann da etwas schief gehen? Im Vorfeld sind da - ohne dass sie es ausprobiert hat - schon mehr Zweifel. Ich muss aber auch sagen, dass Frauen bei dem, was sie wollen, zielstrebiger sind. Männer gehen schon mal lieber mit der Freundin aus, als zu trainieren, die können schon mal so larifari sein. Aber wenn eine Frau sagt, okay, ich will das wirklich - dann zieht sie das durch.“

Ist es in einer Mannschaft noch ausgeprägter?

Buschbaum: „Ich habe schlechte Erfahrungen gemacht, wenn ich eine reine Frauengruppe habe. Diese Frauenrivalität - die muss nicht immer ausgesprochen sein. Das hat etwas mit Energie zu tun, die schwingt ja mit. Dann spüre ich ganz deutlich: Irgendwas stimmt da nicht. Ein Streit ist vorausgegangen, oder die eine kann die andere gerade nicht leiden, weil die eine bessere Leistung aufweisen kann. Männer können - das ist das Schöne daran - das einfach stehen lassen. Das interessiert die auch nicht, weil sie wissen: Das macht mich nicht aus. Bei Frauen ist es so, dass sie sich sehr stark mit Leistung identifizieren. Schade... Aber vielleicht können wir das ja noch mal ändern“ (lacht).

Sind dann Männer die besseren Wettkampftypen?

Buschbaum: „Tendenziell würde ich sagen: ja. Was die emotionale Arbeit angeht, ist es mit Damen eben ein wenig schwieriger - aber ich würde auch sagen interessanter. Das ist das, was mich fuchst: Ich will dahinterblicken. Es ist definitiv so: Männer sind einfacher, aber es ist die Frage: auch interessanter? Für mich nicht.“

Männer behaupten oft, in Frauenteams spielen fast nur lesbische Sportlerinnen.

Buschbaum: „Dazu kann ich wenig sagen, mit Mannschaftssportarten hatte ich bisher wenig Kontakt. Das gängige Vorurteil ist es ja schon, dass 90 Prozent in Fußball-Mannschaften lesbisch sind und zehn Prozent hetero und bi noch dazu oder was weiß ich... Ich persönlich kann damit nichts anfangen, weil ich denke, jeder sollte das leben, was ihn glücklich macht. Da ist es doch total egal, mit wem man zusammen ist, wenn man liebt. Ich glaube, das Phänomen hat oftmals mit der medialen Welt zu tun, dass sie abseits des Sportes was herausfinden will, was möglichst spektakulär ist. Die Suche nach dem Anderssein, nach Sensation, der Voyeurismus - es ist immer wieder dasselbe.“

Zickenkrieg ist typisch weiblich.

Buschbaum: „Leider. Ich kann's gar nicht widerlegen.“

In der Debatte um Homosexuelle im Profifußball heißt es: Ein Outing ist unmöglich, die Folgen wären unabsehbar.

Balian Buschbaum: „Ich bin mir sicher, dass es dem Menschen, dem einzelnen Menschen, egal sein wird. Aber sobald der Mensch in einer Gruppe ist, wo er sich überlegen fühlt, da sieht er: Da ist etwas, das man angreifen kann. Und ich glaube, da würden wir auf Gegenwehr stoßen. Das ist eine Charaktersache. Wer sich selbst seiner eigenen Sexualität sicher ist, der hat auch keine Probleme mit einer Sexualität, die anders ist als seine eigene.“

Männer gehen vor allem zu Frauen-Wettkämpfen und -Spielen, um schöne Bodies zu sehen.

Buschbaum: „Richtig! Habe ich kürzlich wieder erlebt: Beim Stabhochspringen im Stern-Center von Potsdam, also mitten in einem Einkaufszentrum. Da ist die Barriere vielleicht ein Meter von der Laufbahn entfernt. Das heißt, die alten Männer sitzen so über der Balustrade (beugt sich vor), gucken quasi in den Schlüpfer der Sportlerinnen hinein. Also, ich finde das manchmal grenzwertig. Auf der anderen Seite denke ich wieder: naja gut, die Armen! Da steckt ja auch was dahinter, wenn man als Mann so gaffen muss.“

Ist es umgekehrt nicht genau so? Oder warum gehen immer mehr Mädchen und Frauen in die Fußball-Stadien?

Buschbaum: „In den letzten Jahren hat sich das Publikum da verändert. Ich glaube schon, dass sie irgendwie den 'Charakter' des Mannes schön finden (lacht). Mit Sicherheit auch den Body. Aber ich glaube, dass es immer noch was anderes ist, wie ein Mann seine Sexualität auslebt oder eine Frau. Ein Mann ist da aggressiver, viel direkter, eine Frau zurückhaltender. Das hat ja auch immer was mit Macht und Dominanz zu tun.“