Otto hofft auf Revanche gegen Überflieger Lavillenie

Göteborg (dpa) - In solchen Höhen war bislang nur der große Sergej Bubka unterwegs. Im EM-Finale des Stabhochsprungs lag die Latte bei fantastischen 6,07 Metern, Olympiasieger Renaud Lavillenie aus Frankreich hatte sie bereits übersprungen.

Doch dann schritten die Kampfrichter ein.

Sie erklärten einen Sprung, den außer Bubka noch niemand geschafft hat in der Geschichte der Leichtathletik, unter den Pfiffen der Zuschauer für ungültig. Die Latte war zwar oben geblieben nach Lavillenies Satz - aber sie lag nicht mehr wie vom Regelwerk gefordert auf dem Aufleger. „Ich bin sehr glücklich über den Titel. Ich bin auch sehr glücklich über meine 6,01 Meter im ersten Versuch. Aber ich bin sehr traurig, dass es diese Regel gibt. Jeder hat doch gesehen, dass die Latte noch oben lag“, sagte der alte und neue Europameister.

Der Überflieger vom Verein mit dem schönen Namen „Cognac AC“ war bereits völlig ausgelassen durch das Scandinavium von Göteborg getobt. Nach dem Entscheid der Jury kauerte er nur noch weinend auf der Laufbahn. Die deutschen Stabhochspringer sahen sich das Drama von einer Bank am Rande der Anlage aus an. „Das ist eine scheiß Regel“, sagte Björn Otto dazu. Der Zweite der Europameisterschaften, der Olympischen Spiele und jetzt auch der Hallen-EM ging später sogar hin zu seinem großen Rivalen, um ihn kurz zu trösten.

Was die deutschen „Stabis“ um Malte Mohr, Raphael Holzdeppe und vor allem Otto noch mehr beschäftigte als ihr Mitleid, war aber die Frage: Wir können wir diesen Lavillenie nur endlich einmal schlagen? Zum dritten Mal nacheinander hieß die Reihenfolge bei einer großen Meisterschaft: 1. Lavillenie, 2. Otto. Im direkten Duell der beiden zurzeit besten Stabhochspringer steht es mittlerweile 18:1.

Otto und Co. geben die Hoffnung aber nicht auf, sie arbeiten ab sofort auf eine Revanche bei den Weltmeisterschaften im August in Moskau hin. „Schlagbar ist jeder. Irgendwann muss auch seine Strähne ja mal reißen“, sagte der 35-Jährige in Göteborg kämpferisch. Lavillenie könnte als Olympiasieger und Doppel-Europameister auch über den Dingen schweben, aber selbst er sagt: „Die Deutschen sind meine stärksten Gegner. Ich will sie immer schlagen.“

Malte Mohr ist mit dem Franzosen gut befreundet. Er wertete seinen dritten Platz bei der EM als „richtigen Schritt in die richtige Richtung“. Der 26-Jährige ist in seiner Karriere immerhin schon viermal höher gesprungen als Lavillenie, er meint: „Es ist eine Frage der Sicherheit und der technischen Dinge. Wenn das passt, dann bin ich auch in der Lage, Renaud zu schlagen.“ Am liebsten natürlich in Moskau: „Ich bin mir sicher, im Sommer wieder höher springen zu können. Und auf den Sommer kommt es letztlich an.“

Björn Otto möchte sich bis dahin noch ein Erfolgserlebnis der besonderen Art holen. Der Routinier startet in dieser Woche zunächst beim Meeting in Dessau und dann auch noch mit seiner Ausbildung zum Piloten. Was das mit Lavillenie zu tun hat? „Dann fliege ich bestimmt endlich einmal höher als er“, sagte Otto.