„Zu dämlich“: Weitspringer Bayer verpasst EM-Finale
Göteborg (dpa) - Stinksauer flüchtete Sebastian Bayer nach seinem verpatzten Wettkampf ins Hotel. Der Weitsprung-Europameister und Europarekordler in der Halle war eigentlich nach Göteborg gereist, um seinen dritten Titel in Serie bei einer Hallen-EM zu holen.
Doch dann platzte dieser Traum bereits nach der Qualifikation - und Bayer bescherte den weiter medaillenlosen deutschen Leichtathleten stattdessen den nächste Rückschlag bei dieser EM.
„Die Enttäuschung ist sehr, sehr groß. Ich war einfach zu dämlich, das Brett zu treffen“, sagte der 26-Jährige nach mäßigen 7,91 Metern, die nicht für einen Platz im Finale reichten. Acht andere Athleten, darunter der deutsche Meister Christian Reif mit einem persönlichen Hallenrekord von 8,15 Metern, sprangen weiter.
Nach Bayers Ausscheiden und zwei weiteren medaillenlosen Finals am Samstagabend wartet die stark verjüngte deutsche Mannschaft in Göteborg vor dem Schlusstag noch immer auf den ersten zählbaren Erfolg. Sprinter Julian Reus wurde in einem dramatischen 60-Meter-Rennen in 6,62 Sekunden immerhin Sechster. „Es ist okay, aber mehr auch nicht“, sagte der 24-Jährige dazu. Die beiden Stabhochspringerinnen Kristina Gadschiew (4,37 Meter) und Katharina Bauer (4,22) enttäuschten auf den Plätzen sieben und acht.
Dem Trio blieb immerhin der Trost, ein Teil der bislang spannendsten Entscheidungen bei dieser EM gewesen zu sein. Beim Stabhochsprung setzte sich die Britin Holly Bleasdale im Stechen mit 4,67 Metern vor Ex-Weltmeisterin Anna Rogowska aus Polen durch. Und über 60 Meter stand der Franzose Jimmy Vicaut sogar erst nach der Auswertung des Zielfotos als neuer Europameister fest. Der 21-Jährige siegte in der Weltjahresbestzeit von 6,48 Sekunden nur hauchdünn vor dem zeitgleichen Briten James Dasaolu.
Die Auftritte von Sprinterin Verena Sailer, Kugelstoßerin Christina Schwanitz und Stabhochspringer Björn Otto lassen den Deutschen Leichtathletik-Verband allerdings auf ein versöhnliches Ende in Göteborg hoffen. Sie alle kamen mühelos durch ihre Vorkämpfe und gehören nun am Sonntag zu den heißen Medaillenkandidaten.
Über 60 Meter lief Sailer bereits im Vorlauf eine persönliche Bestzeit von 7,12 Sekunden und besiegte damit auch die 100-Meter- Europameisterin Ivet Lalova aus Bulgarien. „Ich fühle mich gut. Aber ich konzentriere mich jetzt erst einmal nur auf das Halbfinale“, sagte die 27-Jährige. Der Olympiazweite Otto (5,75) sprang erneut höher als seine ebenfalls locker für das Finale qualifizierten Teamkollegen Malte Mohr und Raphael Holzdeppe (beide 5,60). „Damit kann ich zufrieden sein. Mein Gefühl ist sehr positiv“, meinte er.
Eigentlich war auch Bayer nicht schlecht in Form gewesen. Der Titelverteidiger verschenkte nur bei jedem seiner drei Versuche mehrere Zentimeter durch einen zu frühen Absprung. „Das Einspringen war noch sehr gut. Doch im Wettkampf war ich nicht in der Lage, das Brett zu treffen“, erklärte er. „Das ist ärgerlich, weil ich Sprünge über 8,10 Meter abrufen kann. Aber eine Qualifikation ist eigentlich nur dazu da, um durchzukommen oder der Depp der Nation zu werden.“
Die deutschen Medaillen-Hoffnungen im Weitsprung ruhen nun allein auf Bayers Rivalen Reif. Der Freiluft-Europameister von 2010 sprang in der Halle noch nie weiter als am Samstag, war in einer ersten Erregung aber dennoch aufgebracht. „Das ist Zirkus-Weitsprung hier“, meinte er. „Das sieht schön und farbenfroh aus, aber die Anlage federt ziemlich stark.“ Es sei sehr schwer, sich darauf einzustellen.
Mit seiner Leistung an sich war der 28-Jährige aber zufrieden. Er ist in exzellenter Form und muss im Finale noch nicht einmal die Bürde des Favoriten tragen, denn der Russe Aleksander Menkow sprang erneut starke 8,22 Meter. „Das Wort Medaille nehme ich nicht in den Mund“, sagte Reif. „Aber ich will das Beste aus mir herausholen und jeden schlagen. Morgen will ich noch einen draufsetzen.“