Comeback von Harting offen: Olympia-Gold nicht riskieren
Berlin (dpa) - Die Leichtathletik-WM Ende August in Peking lockt, doch für Robert Harting ist nichts reizvoller als Olympia-Gold 2016 in Rio. Deshalb will der dreimalige Weltmeister die Titelverteidigung im „Vogelnest“ auch nicht um jeden Preis.
„Ich werde nicht das Risiko eingehen und eine olympische Goldmedaille für WM-Gold riskieren“, sagte Harting am Dienstag auf einer Pressekonferenz zum 74. ISTAF in Berlin. „Ich bin ganz guter Dinge, seit der Reha geht es stetig vorwärts. Aber man kann da wenig erzwingen“, betonte der 30-Jährige vom SCC Berlin. „Es wäre fatal, dem Knie ein Datum zu geben.“
Harting hatte sich am 9. September 2014 einen Kreuzbandriss zugezogen. Nach der Operation Ende Oktober und der Reha in Bayern begann der Olympiasieger Ende Januar wieder mit dem Training. „Im Moment läuft es gut, das kann morgen aber schon wieder ganz anders sein. Es ist wie bei einer Soap“, erzählte er grinsend. „Ich trainiere sehr hart und bin jetzt vielleicht bei 70 Prozent. Aber Geduld ist nicht meine Stärke.“
Für die Weltmeisterschaften in Chinas Hauptstadt hat Harting als Titelverteidiger zwar eine Wildcard, doch er wird sie nur ausspielen, wenn er topfit und auf Medaillenniveau ist. Drei, vier Monate Rückstand muss der Hüne aufholen, und keinesfalls will er sich mit einer krampfigen WM-Saison den Start ins Olympia-Jahr 2016 verderben. „Eine Olympia-Saison hat ihre eigenen Gesetze, da werden Ausrutscher und Aussetzer hart bestraft“, erklärt der Schützling von Trainer Torsten Schmidt. Vier Jahre nach den Olympischen Spielen in London noch einmal Gold zu gewinnen, „wäre natürlich ein Traum. Und ich halte es für absolut möglich.“
Die Diskuswurf-Qualifikation bei der WM ist für den 27. August geplant, und eine Weltmeisterschaft wäre „eine große Bühne für ein Comeback“, meint Robert Harting. Doch seine Entscheidung will er sorgfältig abwägen, den Zeitpunkt „lasse ich mir bis ganz zum Schluss offen“, sagte er.
Harting hat viel Erfahrung in seinem Sport, auch mit Verletzungen. Er schwitzt für sein Comeback. „Zu viel ist kontraproduktiv“, warnt der 70,66-Meter-Werfer aber und zieht einen Vergleich: Ein Fußballprofi könne seiner Mannschaft auch mit 80 Prozent Leistungsfähigkeit durchaus helfen. „Aber ein Diskuswerfer kann mit 80 Prozent nichts anfangen. Das macht dann schon drei, vier Meter aus.“
Genau diese drei, vier Meter hat sein fünf Jahre jüngerer Bruder Christoph Harting im WM-Jahr draufgepackt. Mit 67,93 Metern führt der Junior derzeit sogar die Jahresweltbestenliste an. Auf Augenhöhe mit Harting I. sieht er sich aber längst nicht. „Robert hat schon so viel erreicht in seiner Karriere, und ich habe in diesem Jahr mal zwei gute Wettkämpfe gehabt.“ Christoph Harting glaubt an ein Comeback seines erfolgreichen Bruders im WM-Jahr: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Und dann schafft er es auch.“