Daten unter Verschluss? Streit um Doping-Daten

Frankfurt/Main (dpa) - Der Leichtathletik-Weltverband hat sich in aller Schärfe gegen die Vorwürfe des deutschen Sportmediziners und Anti-Doping-Experten Perikles Simon gewehrt, die IAAF würde eine Doping-Studie zur WM 2011 in Daegu unter Verschluss halten.

„Dieses TV-Interview stellt sehr schwerwiegende aber unbewiesene Behauptung über unsere Athleten und unsere gesamte Sportart auf. Es bringt die Leichtathletik in Misskredit und gibt nur Dr. Simon seine 15 Minuten Ruhm vor einer Fernsehkamera“, sagte IAAF-Sprecher Nick Davies der Nachrichtenagentur dpa.

Simon war im ZDF-Sportstudio zu Gast und sprach dort neben seinen Zweifeln an der Sauberkeit von Superstar Usain Bolt über eine „Erhebung“, die er zusammen „mit international renommierten Experten auch bei der Leichtathletik-WM 2011 in Daegu“ durchgeführt habe. „Es ging um die Dunkelziffer beim Doping“, meinte er. „Die Daten und auch die Methode sollen noch von anderen Wissenschaftlern auf ihre Korrektheit überprüft werden. Aber man kann sagen: Diese Daten werden jetzt unter Verschluss gehalten.“ Laut Simon habe die IAAF die Daten gegenüber der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA „als noch nicht begutachtet bezeichnet“.

Der Leichtathletik-Weltverband bestreitet nicht, mit dem Leiter der Abteilung Sportmedizin an der Universität Mainz zusammengearbeitet zu haben. Nur sei es dabei um neue Doping-Methoden gegangen. „Es ist unglaublich, dass Dr. Simon offenbar glaubt, dass die IAAF an die Öffentlichkeit bringen sollte, was ihre Anti-Doping- Experten über neue Designer-Drogen und Doping-Methoden herausgefunden haben, die einige Athleten in der Zukunft vielleicht nutzen könnten. Diese Arbeit lebt von der Heimlichkeit. Das ist notwendig, wenn wir die Betrüger erwischen wollen“, meinte Davies.

Auch Simons Aussagen über Bolt wies der IAAF-Sprecher zurück. Simon hatte die exorbitante Steigerung aller Sprint-Weltrekorde durch den Jamaikaner als „einfach nicht plausibel“ bezeichnet und erläutert, „dass eine Bestleistung dieser Art im 100-Meter-Lauf an sehr viele Faktoren gekoppelt ist“. Das sei „ein sehr komplexes Zusammenspiel. Und wenn ein Sachverhalt so komplex ist, dann ist es häufig so, dass die Fortschritte, die erzielt werden, keine richtigen Meilensteine sind, bei denen einer plötzlich allen davonrennt. Jetzt aber ist einer davongerannt, und alle anderen liefen innerhalb kürzester Zeit fast genauso schnell hinterher.“

Davies nannte den TV-Auftritt des Anti-Doping-Forschers „eine Ansammlung persönlicher Meinungen und schon mehrfach verbreiteter Gerüchte, die als seriöse Forschung getarnt wurden“. Die IAAF sei erstaunt darüber, denn gerade der Leichtathletik-Weltverband würde seit dem Ende der 80er-Jahre einen sehr ernsthaften Kampf gegen Doping in seinem Sport führen.