Diskus-Gigant Harting startet Jagd auf drittes WM-Gold
Wiesbaden (dpa) - In einem unterscheidet Robert Harting nicht mehr viel von Usain Bolt. Der Diskus-Olympiasieger gehört zumindest in Deutschland zu den ganz wenigen Leichtathleten, die längst über ihre Sportart hinaus bekanntgeworden sind.
Nach seinem Triumph in London wurde Harting unter anderem zum „Sportler des Jahres“ gewählt und zu „Wetten, dass..?“ eingeladen. Und auch in diesem Jahr könnte der 28-Jährige wieder einige dicke Schlagzeilen produzieren.
Bei seinem persönlichen Saisonauftakt in Wiesbaden will er als erster Diskuswerfer unglaubliche 1003 Tage am Stück ungeschlagen bleiben. Damit hätte er den Weltrekordhalter Jürgen Schult übertroffen, der mittlerweile Bundestrainer ist. Die WM im August ist dann Hartings eigentliches großes Ziel. In Moskau möchte er zum dritten Mal nacheinander Weltmeister werden. Das hat in seiner Karriere noch nicht einmal Schult geschafft.
Dennoch gibt sich Harting auffällig zurückhaltend und defensiv, wenn er über dieses Jahr spricht. Ganz so, wie man es eher nicht von ihm kennt. „Ich gehe mit keinen überdimensionalen Erwartungen in die WM-Saison“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Die Vorbereitungen liefen sehr durchwachsen. Anfänglich verlief es noch gut, dann jedoch erschloss sich ein Spannungsloch.“ Erst in den vergangenen Tagen, im Trainingslager in Portugal, habe sich „das Blatt zum Guten gewendet“.
Trotzdem droht Harting ein wenig zum Opfer seines eigenen Erfolges zu werden. Die vielen Ehrungen, Einladungen und auch Uni-Prüfungen - all das hat ihn wertvolle Trainingszeit gekostet. „Rund 20 Prozent weniger“ als in den Vorjahren „werden es schon gewesen sein“, verriet er dem Fachmagazin „Leichtathletik“ in einem Interview. Seit London sei alles „noch anstrengender und intensiver geworden. Früher habe ich nie verstanden, dass viele Olympiasieger erst einmal nicht mehr an ihre Leistungen anknüpfen konnten. Inzwischen kann ich das gut nachvollziehen“, sagte der Berliner.
Es ist nicht so, dass Harting satt geworden wäre. „Natürlich ist der dritte WM-Titel mein großes Ziel“, meinte er. Und es ist auch nicht so, dass er den ganzen Rummel um seine Person nachträglich bereuen würde: „Das ist ein sehr cooles Gefühl. Wenn Sie mich fragen, kann ich nur jedem Athleten empfehlen, Olympiasieger zu werden.“
Allerdings ist Harting ein besonders harter und akribischer Arbeiter, ein Weltmeister auch im Training. Nur was er sich dort erarbeitet, trägt ihn in der Regel durch eine Saison. Die Auftritte bei Galas und TV-Shows hat er nicht als Lohn für seinen Erfolg aufgefasst oder als Genugtuung, mal einem Fußballer oder Formel-1-Piloten die Show gestohlen zu haben. „Es werden einem die blutigen und nervenaufreibenden Stunden des harten Trainings, der Selbstzerstörung und Wiederauferstehung belohnt“, erklärte er.
Immerhin gibt es auch in diesem Jahr noch genug, wofür es sich hart zu trainieren lohnt. Dreimal nacheinander Weltmeister zu werden, das hat vor Harting bislang nur eine weitere deutsche Diskus-Legende geschafft: Lars Riedel, der diesen Titel von 1991 bis 1997 sogar viermal in Folge und insgesamt fünfmal holte.
Den Werfer-Cup in Wiesbaden könnte Harting bereits zum fünften Mal in Serie gewinnen. Und sollte er das schaffen, wäre es auch bis zu einem anderen Rekord nicht mehr weit: 38 Wettkämpfe gewann der Litauer Virgilijus Alekna mal nacheinander. Robert Harting steht zurzeit bei 33.