Dopingfälle beschädigen Image der Leichtathletik

Frankfurt/Main (dpa) - Trotz der immer wiederkehrenden aufsehenerregenden Fälle: Doping geht an der Leichtathletik nicht spurlos vorüber. Der Superstar der Szene, Sprinter Usain Bolt, hat erst vor kurzem wieder behauptet: „Ich bin sauber.“

Die spektakulären Fälle um die Sprintstars Tyson Gay (USA) und Asafa Powell (Jamaika) werfen wenige Wochen vor den Weltmeisterschaften vom 10. bis 18. August in Moskau wieder einmal Schatten auf den Sport. Doping bleibt ein Dauerthema in der olympischen Kernsportart und wirft Fragen auf.

Was droht den Ertappten an Strafen?

Normalerweise werden Dopingvergehen mit einer Sperre von zwei Jahren bestraft, Wiederholungstäter werden lebenslang aus dem Verkehr gezogen. Bei der Einnahme verbotener Stimulanzien sind jedoch nur sechs Monate Sperre vorgesehen.

Was bedeuten die Fälle Tyson Gay und Asafa Powell für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften im August in Moskau?

Ex-Weltrekordler Powell hat sich bei der jamaikanischen Ausscheidung als Siebter über 100 Meter nicht für die WM qualifizieren können. Das Duell zwischen dem aktuellen Weltrekordler Bolt (ebenfalls Jamaika) und Ex-Weltmeister Gay, der die diesjährige Weltbestenliste mit 9,75 Sekunden anführt, findet nicht statt. „Nach dem Ausfall von Gay wird es einen schweren Spannungsabbau geben“, befürchtet Clemens Prokop als Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).

Was heißt es für das Ansehen der Leichtathletik im Weltsport?

Das Image der von ständigen Dopingfällen geprägten Leichtathletik wird weiter beschädigt. Der Heidelberg Experte Werner Franke sagt: „Diese Art von Sport ist total versaut, weil schon niemand allein in die Spitze kommt, der nicht drauf ist.“ Für den Nürnberger Pharmakologen Fritz Sörgel steht der Sport sogar unter Generalverdacht.

Muss die Leichtathletik mit finanziellen Einbußen rechnen?

Der Weltverband IAAF musste ohne Hauptsponsor in die neue Saison der Diamond League und steht noch immer ohne Geldgeber da. Dafür gibt es mehrere Gründe. Auch das umstrittene Format und fehlende TV-Präsenz gehören dazu. Im Sportarten-Ranking des Internationalen Olympischen Komitees musste die Leichtathletik einen Rückschlag hinnehmen. Das IOC hat den Sommersportverbänden die Rekordausschüttung von 519,6 Millionen Dollar versprochen. Nach den Spielen 2016 soll ein neuer Verteilungsschlüssel greifen. Durch die neue Formel rücken der Schwimm-Weltverband und der internationale Turnverband in die Top-Gruppe zur IAAF auf. Nach dem alten Schlüssel war die IAAF in der Top-Kategorie noch allein und kassierte damit die höchste Beteiligung an den Olympia-Einnahmen. Die Dopingfälle verbessern die Verhandlungsbasis nicht.

Warum gibt es jetzt so viele Fälle auf einmal?

Zuletzt hatte die IAAF mehrere Medaillengewinner der WM 2005 überführt, die Proben waren jahrelang eingefroren gewesen. Helmut Digel, langjähriger Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes sowie Council-Mitglied des Weltverbandes, hatte dies als „Meilenstein im Anti-Doping-Kampf“ bezeichnet. Zugleich wurde das Kontrollprogramm mit Urinproben und Blutproben in den vergangenen Jahren ausgebaut. Auch in Jamaika wurde eine Anti-Doping-Agentur aufgebaut.

Was hat Sprint-Superstar Usain Bolt zu möglichen Dopingverdächtigungen gesagt?

In diesem Jahr hat sich der Weltrekordler und sechsmalige Olympiasieger erst einmal dazu geäußert - beim Diamond-League-Meeting in Paris: „Ich kann nicht für andere sprechen, aber für mich persönlich: Ja, ich bin sauber. Ich war es immer. Es macht mir nichts aus, jeder Zeit getestet zu werden, so oft wie es nötig ist“, erklärte er damals und meinte lächelnd: „Außer um sechs Uhr morgens.“