IAAF-Präsident Diack: „Usain Bolt ist sauber“

Moskau (dpa) - IAAF-Präsident Lamine Diack hält nach den jüngsten Doping-Skandalen einen Generalverdacht gegen die Sprinter und die Verdächtigungen gegen Usain Bolt für unfair und falsch.

„Dieser völlig düsteren Einschätzung möchte ich widersprechen“, erklärte der 80-jährige Senegalese vor der Leichtathletik-WM in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. „Usain Bolt ist sauber - und die meisten Sprinter, die unter zehn Sekunden laufen, sind es ebenfalls.“

Ebenso sieht er die WM nicht dadurch beschädigt, dass in Tyson Gay (USA) und Asafa Powell, Veronica Campbell-Brown sowie Sherone Simpson aus Jamaika gleich vier Weltklasse-Sprinter nach positiven Tests kurz vor dem Titelkampf in Moskau aus dem Verkehr gezogen wurden. „Jeder positive Fall beschädigt die Leichtathletik nicht, sondern macht sie stärker“, meinte Diack. „Wir müssen ohne Angst den Kampf gegen Doping fortsetzen, obwohl es unmöglich ist, ihn jemals zu gewinnen.“ Die absolute Mehrheit der Athleten sei sauber - „aber diejenigen, die für solche schlechten Nachrichten sorgen, prägen ein unrealistisches ein Bild unseres Sports.“

Auch angesichts der langen Liste von prominenten Doping-Fällen im Sprint seit Ben Johnson 1988 will er nichts davon wissen, dass nur der Läufer mit dem besseren Doping-Mittel gewinnt. „Die 100-Meter-Sprinter hatten schon immer einen starken Einfluss auf die Öffentlichkeit und die Medien“, sagte Diack. Deshalb sei die Auswirkung eines positiven Tests eines Sprinter immer dramatischer. „Es ist aber nicht richtig, einen einzelnen Wettbewerb deshalb als besonders schlimm herauszustellen.“

Angst, bei der Vermarktung der Leichtathletik vor allem auf Supersprinter Usain Bolt und seinen schnellen Konkurrenten zu setzen, hält er nach wie vor nicht für richtig, da auch die Sponsoren der IAAF dieses Vorgehen befürworten. „Nicht einer der Sponsoren hat Bedenken bei der IAAF angemeldet, dass die Vermarktung der Leichtathletik auf Sprint und Usain Bolt fokussiert ist - das ist nur ein intelligentes Verhalten, weil die Öffentlichkeit, den Sprint liebt“, erklärte Diack.

Positiv wertet er es auch, dass in dem Jahr vor der WM in Moskau zahlreiche russische Athleten des Dopings überführt wurden. „Es ist ein sehr gutes Zeichen, da positive Tests von Athleten eines Landes bekanntgemacht werden, die unsere größte Veranstaltung ausrichten“, sagte Diack. „Ich denke, man sollte mehr Sorgen haben, wenn es keine positiven Tests von russischen Leichtathleten gegeben hätte.“

Der seit 1999 an der Spitze des Weltverbandes IAAF stehende Diack wird 2015 beim Kongress in Peking nicht mehr kandidieren. „Ich freue mich auf die Übergabe der Leitung an meinen Nachfolger“, sagte Diack. Festlegen wollte er sich noch nicht, ob er den Olympia-Macher von London, Sebastian Coe, oder den ehemaligen Stabhochspringer Sergej Bubka als neuen Präsidenten bevorzugen würde. „Ich bin noch nicht bereit, anzukündigen, wem ich als meinen Nachfolger als Präsident vorschlagen werden“, sagte Diack. „Ich werden es zu einem späteren Zeitpunkt tun. Denn es hat in der IAAF eine lange Tradition, dass es einen unstrittigen Präsidentschaftskandidaten bei der Wahl gibt.“