Obergfölls zweiter Coup? - Auch Stahl sicher

Helsinki (dpa) - Christina Obergföll gehört seit Jahren zu den weltbesten Speerwerferinnen. Bei der EM in Helsinki soll es endlich klappen mit dem ersten internationalen Titel.

Die deutsche Leichtathleten haben beim Speerwurf-Finale gleich drei Eisen im Feuer. Titelverteidigerin Linda Stahl, die zweifache Weltmeisterschaftszweite Christina Obergföll und die Olympia-Achte Katharina Molitor kämpfen am Freitagabend bei der Leichtathletik-EM in Helsinki um Medaillen. Insbesondere Obergföll ärgerte sich einerseits über die magere Weite von knapp 60 Meter im Vorkampf: „Das ist eine Pflicht gewesen, das war nicht toll, aber es hat gereicht.“ Andererseits ist das Olympiastadion von 1952 für die Offenburgerin ein ganz besonderer Ort.

Bei der WM 2005 gelang Obergföll der internationale Durchbruch: Mit dem Europarekord von 70,03 Metern gewann sie überraschend Silber. „Eine Erinnerung, die man noch nutzen kann“, so die 30-Jährige. Die Kubanerin Osleidys Menéndez schleuderte den Speer damals auf zuvor nie dagewesene 71,70.

Zweite war Obergföll auch bei der WM 2007 in Osaka, Bronze gab es bei Olympia 2008 in Peking. Tränen flossen bei den Welttitelkämpfen 2009 in Berlin - nur Platz fünf. Wieder Silber holte sie bei der EM 2010, nur Vierte wurde sie bei der WM im vergangenen Jahr in Daegu/Südkorea. Irgendwann, so viele Experten, ist der erste internationale Titel fällig für die sympathische Badenerin.

Weltrekordlerin und Olympiasiegerin Barbora Spotakova (Tschechien) und Weltmeisterin Maria Abakumowa (Russland) fehlen in Helsinki und konzentrieren sich ganz auf die Sommerspiele in London. Das könnte vor allem die große Chance für Obergföll sein. „Die EM ist keine zweite Klasse“, erklärte die deutsche Meisterin. „Wenn man dann hier ist bei der EM, dann heißt es: ganz oder gar nicht.“ Eine Medaille? „Das ist eigentlich kein Thema, das sollte klappen.“

Das Trio ließ sich von dem heftigen Regenguss kurz vor Beginn der Qualifikation vielleicht doch etwas beirren. Obergföll kam auf 59,49 Meter, Stahl auf 59,65 und ihre Leverkusener Vereinskollegin Molitor auf 58,34. Die Konkurrenz führte die Ukrainerin Wira Rebryk mit 61,84 an. Nach einem völlig verkorksten Jahr 2011 hofft Stahl auf die Wende. Die Medizinstudentin laborierte lange an Rückenproblemen, schreibt jetzt an ihrer Doktorarbeit - und ist wieder im internationalen Geschäft. „Spätestens bei der deutschen Meisterschaft ist das Selbstbewusstsein wieder zurückgekehrt“, sagte sie. „Für Medaillen kommen Fünf infrage.“ An ihr zweites Gold wie beim Coup 2010 denkt sie nicht: „Da müsste eine Sternstunde wie in Barcelona kommen.“