Peking vor der WM - Voller Einsatz gegen den Smog

Peking (dpa) - Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat große Erwartungen an die am 22. August beginnende Leichtathletik Weltmeisterschaften in Peking.

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Die chinesische Hauptstadt werde „die Standards für künftige Meisterschaften“ setzen, heißt es auf der IAAF-Website. Möglicherweise werde die Welt sogar die größte WM seit dem Bestehen der Wettkämpfe erleben.

Diese Worte werden die Planer in Peking sicher nicht besonders nervös machen. Denn mit großen Sportevents kennen sie sich seit den Olympischen Sommerspielen vor sieben Jahren bestens aus. Mit dem für 2008 erbauten „Vogelnest“ verfügt die Stadt über eine hochmoderne Leichtathletik-Arena. Wie die IAAF ankündigte, sind zumindest die Tickets für sämtliche Abendveranstaltungen schon zum größten Teil ausverkauft.

Ein Problem, dass bei den Organisatoren für deutlich mehr Kopfzerbrechen sorgen dürfte als die Auslastung des Stadions, ist dagegen die schlechte Luft in Peking. Die Konzentration von gefährlichen Feinstaubpartikeln liegt trotz leichter Verbesserungen in der ersten Jahreshälfte noch immer um ein fünffaches über dem Wert, den die Weltgesundheitsorganisation als unbedenklich einstuft. Diese Zahlen beklagte Greenpeace vor kurzem in einer Studie.

Für die Leichtathletik-WM wäre es ein Desaster, sollte die Hauptstadt in der kommenden Wochen von ähnlichem Smog geplagt werden, wie etwa beim Peking Marathon im vergangenen Oktober. Zahlreiche der rund 25 000 Teilnehmer trugen Gesichtsmasken zum Schutz vor der Luftverschmutzung, wiederum andere brachen das Rennen vorzeitig ab.

Weil solche Bilder bei der WM um jeden Preis vermieden werden sollen, hat die Pekinger Umweltbehörde umfangreiche Maßnahmen angekündigt, mit der die Luft sauber gehalten werden soll. Fabriken mit besonders hohen Emissionen in und um die Stadt sollen geschlossen werden. Für Pekings Autofahrer tritt ein teilweises Fahrverbot in Kraft. Im täglichen Wechsel sollen jeweils nur Autos mit gerader beziehungsweise ungerader Kennzeichennummern fahren dürfen. Schwere Trucks werden komplett aus der Innenstadt verbannt.

Dass solche Schutzmaßnahmen funktionieren können, zeigte sich, als Peking 2008 die Welt für die gesamte Dauer der Olympischen Spiele mit einem blauen Himmel überraschte. Mitglieder des US-Rennradteams waren damals zu Beginn der Spiele demonstrativ mit schwarzen Schutzmasken aus dem Flugzeug gestiegen, entschuldigten sich aber später für ihr Verhalten.

Trotz strenger Kontrollen und Verbote gibt es jedoch keine Garantie für unbedenkliche Luftwerte. Dies zeigte sich vergangenen Herbst beim APEC-Gipfel, zu dem über 21 Staat- und Regierungschefs aus dem Pazifikraum angereist waren. Zunächst berichteten Staatsmedien damals stolz vom „APEC-Blau“ über der Stadt. Doch ausgerechnet an den letzten zwei Tagen des Treffens, als auch US-Präsident Barack Obama angekommen war, zog trotz aller Bemühungen leichter Smog auf. Weltpolitik lässt sich bei dicker Luft machen, Spitzenleistungen oder Sprint-Weltrekorde eher schwerlich.

Bis Peking seine Luftprobleme auch nachhaltig in den Griff bekommt, dürfte es wohl noch mindestens bis zum nächsten sportlichen Großereignis dauern, das bereits feststeht: Im Juli bekam die Hauptstadt den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2022. Pekings Bürgermeister Wang Anshun versprach, die Luftverschmutzung bis dahin zu halbieren. Sieben Jahre bleiben ihm noch.