Superstar Bolt beseitigt WM-Zweifel
London (dpa) - Der große Entertainer der Leichtathletik wirkte angespannt und verzichtete bei seinem Comeback auf alle Faxen. Einen Monat vor den Weltmeisterschaften in Peking wollte Usain Bolt beim Diamond-League-Meeting in London ein deutliches Zeichen setzen.
„Ich hatte mir keine spezielle Zeit vorgenommen, weiß aber, dass ich mit einem guten Start schneller hätte laufen können“, kommentierte der 28 Jahre alte vielfache Olympiasieger, Weltmeister und Weltrekordler aus Jamaika seine Vorlauf- und Finalsiege mit jeweils 9,87 Sekunden.
„Der Vorlauf war gut, das Finale war nicht so gut“, gab er selbstkritisch zu. Besonderns im ersten Rennen hatte Bolt nicht nur mit seiner Nervosität nach knapp siebenwöchiger Verletzungspause und vielen Spekulationen über seine Fitness und einem möglichen WM-Verzicht zu kämpfen, sondern auch mit einer regennassen Bahn und Gegenwind von 1,2 Metern pro Sekunde.
„Im Finale waren der Start und die ersten 50 Meter wirklich schlecht, weil ich vorher die Konzentration für eine Minute verloren hatte, konnte es aber in der Endphase wieder gut machen“, erklärte Bolt nach seinen schnellsten Läufen in den vergangenen zwei Jahren. „Diese beiden Rennen haben mich eine Menge gelehrt.“
Vor seinem Auftritt in London hatte Bolt noch für viel Rätselraten gesorgt. Wie im vergangenen Jahr war er nur selten am Start - in diesem Jahr über 100 Meter am 19. April in Rio de Janeiro nur einmal. Und das mit mäßigem Erfolg: Es reichte lediglich zu 10,12 Sekunden. Auch bei seinem zuvor letzten Rennen Mitte Juni in New York über 200 Meter lief es für Bolt nicht toll. Danach sagte er wegen einer Blockade im linken Bein die Auftritte bei den Diamond-League-Meetings in Paris und Lausanne ab.
Nach London dürfte nun feststehen: Bolt will im Olympiastadion von Peking dabei sein und seinen bisher acht WM-Titeln weitere hinzuzufügen. „Ich bin im Training schon schneller gelaufen, aber das ist einfacher, weil man nicht unter Druck steht“, sagte Bolt auch in Richtung seiner superstarken Rivalen Justin Gatlin (USA) und Asafa Powell (Jamaika).
Die beiden wurde wegen ihrer Doping-Sünden nicht nach London eingeladen, zeigten in dieser Saison jedoch mehrfach ihre Fähigkeit zu Hochgeschwindigkeiten. Der 33-jährige Gatlin lief 2015 schon viermal unter 9,80 Sekunden und stellte über 100 Meter mit 9,74 und über 200 Meter mit 19,57 Sekunden die Weltjahresbestzeiten auf. Außerdem tankte Gatlin durch eine beachtliche Siegesserie Selbstvertrauen: Mehr als 22 Monate ist er unbesiegt - und will es auch im Pekinger „Vogelnest“ bleiben. Ebenso möchte Bolts Landsmann Powell den Megastar bei der WM gern abhängen. Immerhin schaffte er die 100 Meter in diesem Jahr schon in 9,81 und 9,84 Sekunden. Auch diese Zeiten muss Bolt erstmal unterbieten.