TV-Poker um WM: IAAF geht auf ARD/ZDF zu

Monte Carlo (dpa) - Im Verhandlungspoker um die Live-Übertragung der Leichtathletik-Weltmeisterschaften im Sommer aus Daegu und 2013 aus Moskau ist wieder Bewegung.

Der Weltverband IAAF und seine Medienrechteagentur IEC teilten mit, zu neuen Gesprächen mit ARD und ZDF bereit zu sein. „Die IAAF wird alles tun, um ein zufriedenstellendes Ergebnis für alle Parteien zu erzielen, die eine flächendeckende Versorgung der deutschen TV-Zuschauer sicherstellt“, erklärte IAAF Präsident Lamine Diack.

Nach dem Scheitern der ersten Verhandlungen drohte das Aus der Live-Berichterstattung von der WM. IEC hatte nach eigenen Angaben 16 Millionen Euro Lizenzgebühren gefordert. ARD/ZDF fanden diese Summe nicht akzeptabel. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten wollten angeblich kaum mehr als die Hälfte zahlen. Daraufhin hatten sämtliche Kaderathleten und ehemalige Größen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in einem offenen Brief an alle Intendanten von ARD/ZDF und Politiker gegen den TV-Verzicht protestiert.

„Es ist eine schöne Entwicklung und nun hoffen wir, dass beide Verhandlungspartner einen Weg im Interesse der Sportler und der Fernsehzuschauer finden“, sagte DLV-Präsident Clemens Prokop. Die Initiative der Athleten habe dazu „einen Anstoß“ gegeben. „Natürlich sind ARD und ZDF zu weiteren Gesprächen bereit, dies haben wir immer signalisiert“, erklärte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Für etwaige neue Verhandlungen gebe es aber nur noch 14 Tage Zeit. „Die Entscheidung muss aufgrund des nötigen Produktionsvorlaufs für eine eventuelle Live-Übertragung der Weltmeisterschaft bei ARD und ZDF bis spätestens zum 25. März getroffen sein“, betonte Balkausky.

Nicht unwahrscheinlich ist, dass die IAAF im Interesse ihrer Sponsoren nun auch in die eigene Tasche greift, um einen TV-Abschluss für den europäischen Kernmarkt Deutschland zu erreichen. Dass dabei auch eine TV-Lizenzgebühr für beide Weltitelkämpfe von unter zehn Millionen Euro herauskommen könnte, wies IEC zurück. Die Agentur erwarte einen „angemessenen Preis“, der dem „Wert der Leichtathletik als olympische Kernsportart“ entspreche, teilte IEC mit.

Werbung in eigener Sache haben die DLV-Asse am vergangenen Wochenende bei den Hallen-Europameisterschaften in Paris gemacht, wo sie zehn Medaillen gewannen. „In Paris hat man gesehen, dass wir eine interessante und junge Nationalmannschaft haben, die auch zu großen Erfolgen bei der WM und bei den Olympischen Spielen in der Lage ist“, sagte Helmut Digel, deutsches Mitglied im IAAF-Council. ARD und ZDF hatten keine Live-Bilder von der EM gezeigt. In die neuen Verhandlungen mit den Fernsehanstalten würde die IAAF positiv gehen. „Der gute Wille ist da“, so Digel.

An einer für beide Seiten akzeptablen Lösung glaubt auch WM-Rechteinhaber IEC. Genährt wird der Optimismus durch das Vorhaben der ARD, für geschätzte 54 Millionen Euro einen Dreijahresvertrag mit einem Box-Promoter abschließen zu wollen. „Da die ARD offensichtlich willens ist, gegenwärtig erhebliche Summen für andere Premium-Sportarten auszugeben, sind wir zuversichtlich, dass sie auch bereit ist, einen fairen Preis, der den Wert von Weltklasse-Leichtathletik und der hervorragenden Leistungen deutscher Athleten widerspiegelt, zu bezahlen“, meinte Nick Haigh von IEC.