Bahrain beendet Posse - Kein Rennen in diesem Jahr
Montreal (dpa) - Die Streckenbetreiber in Bahrain haben dem possenhaften Hin und Her um die umstrittene Neuansetzung des Wüstenrennens selbst ein abruptes Ende gesetzt.
Nachdem Weltverbandschef Jean Todt Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone die Verantwortung zugeschoben hatte, verschickte der Bahrain International Circuit in der Nacht auf Freitag eine Pressemitteilung mit der Überschrift: „Bahrain International Circuit respektiert Renn-Absage“.
„Während Bahrain erfreut gewesen wäre, das Rennen gemäß der Ansetzung am 30. Oktober durch den Weltrat zu erleben, wurde klar, dass diese Ansetzung nicht aufrechterhalten werden konnte“, wurde Strecken-Chef Zayed R. Alzayani zitiert. Kurioserweise lag eine offizielle Absage weder durch den Dachverband noch durch den Rechtevermarkter, sprich Ecclestone vor. Erst ein Woche vorher hatte der Weltrat des Internationalen Automobilverbandes FIA den wegen der politischen Unruhen mit insgesamt mehr als 20 Toten abgesagten Saisonauftakt für den 30. Oktober neu terminiert. Danach hagelte es jedoch Kritik der Teams, von Politikern und Menschenrechtlern.
Dass auch Todt-Vorgänger Max Mosley, der nach seiner Sex-Affäre 2008 von dem Golfstaat ausgeladen worden war, sich vehement gegen eine Austragung des Rennens ausgesprochen hatte, stieß in Bahrain auf wenig Gegenliebe. Die „Gulf Daily News“ meinten am Freitag in einem Kommentar auf ihrer Homepage: „Es sieht so aus, dass sowohl Herr Mosley als Herr Ecclestone entgegen ihrer Behauptungen Sport mit Politik vermischen.“
Ausschlaggebend für die vermutliche Absage dürfte der Protest der Teamvereinigung FOTA gewesen sein. Die Rennställe hatten nach einer Telefonkonferenz am Montag schriftlich erklärt, der veränderte Rennkalender sei „unrealistisch“ und „unerträglich für unsere Mitarbeiter“. Auch Ecclestone schwenkte daraufhin auf die Linie der Teams ein und brachte die FIA damit in Zugzwang. Die FIA in persona Todt forderte dann wiederum Ecclestone auf, einen neuen Vorschlag zu unterbreiten.
Bahrain will trotz des PR-Desasters 2012 wieder Gastgeber für den PS-Zirkus sein. „Wir wollen weiterhin eine positive und konstruktive Rolle in der Formel 1 spielen, daher und im besten Sinne des Sports werden wir eine Neuansetzung des Rennens nicht verfolgen“, sagte Zayed R. Alzayani und verabschiedete sich von Teams, Fans und Verantwortlichen bereits bis zum nächsten Jahr. Dann soll der Wüsten-Grand-Prix wieder das Auftaktrennen sein.
Die Fahrer hatten sich - bis auf wenige Ausnahmen - mit größter Zurückhaltung zu dem Thema Bahrain geäußert. Wenn, dann machten auch sie auf die logistischen Probleme aufmerksam, sollte der eigentlich für den 30. Oktober vorgesehene erste Indien-Grand-Prix am 4. oder 11. Dezember stattfinden.
Mark Webber, Teamkollege von Weltmeister Sebastian Vettel bei Red Bull, hatte nach der Neuvergabe des Bahrain-Rennens immerhin kein Blatt vor den Mund genommen: „Meiner Meinung nach hätte der Sport schon früher in diesem Jahr eine viel härtere Haltung einnehmen müssen anstatt ständig seine Entscheidung in der Hoffnung zu verschieben, das Rennen 2011 neu ansetzen zu können. Das hätte eine klare Botschaft zur Position der Formel 1 bei so etwas Fundamentalem wie den Menschenrechten gesendet und darüber, wie sie mit moralischen Fragen umgeht.“