Der Fall Gribkowksy und die Folgen für Ecclestone
München (dpa) - Eins ist klar: Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone hat dem ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar gezahlt. Aber warum? Dazu gibt es bislang zwei völlig verschiedene Versionen: Eine von Ecclestone und eine von Gribkowsky.
Erpressung, meinte Ecclestone. Bestechung, konterte Gribkowsky. Im Bestechungsprozess gegen Ecclestone, der diesen Donnerstag vor dem Landgericht München beginnt, müssen die Richter nach der Wahrheit suchen.
WAS GRIBKOWSKY SAGT: Der 56-Jährige hat seinen Prozess schon hinter sich. Acht Monate lang ließ er Richter und Staatsanwälte schmoren, bevor er den Mund aufmachte und zugab, die Millionen von Ecclestone erhalten zu haben. „Bestechungsgeld“, sagte er den Richtern. Gribkowsky hatte als Vorstand der BayernLB im Jahr 2006 die Aufgabe, die Beteiligung der Bank an der Formel 1 zu verkaufen und traf dabei immer wieder Ecclestone, den Herrscher der Rennserie.
„Sie kommen an gar nichts ran, wenn er nicht will“, sagte Gribkowsky. Eins wollte Ecclestone aber unbedingt: Die Bank am Steuer der Formel 1 los werden. Deshalb habe er Gribkowsky gedrängt, die Anteile der BayernLB an den britischen Investor CVC zu verkaufen. Dafür winkte er Gribkowsky mit einem Posten in der Glamourwelt der Formel 1. „Wenn Du mir hilfst, die Formel 1 zu verkaufen, dann beschäftige ich Dich als Berater“, habe Ecclestone dem Banker gesagt und ihn kurz darauf nach seinen finanziellen Vorstellungen gefragt.
„Tell me numbers (Nenne mir Zahlen) - das weiß ich bis heute“, sagte Gribkowsky vor Gericht. Der Banker nannte 50 Millionen Dollar - und bekam auch fast so viel. Nach diesem Geständnis wurde Gribkowsky im Sommer 2012 zu achteinhalb Jahren wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung verurteilt. Inzwischen ist er als Freigänger tagsüber schon wieder auf freiem Fuß. Er gilt als wichtigster Zeuge im Prozess gegen Ecclestone und soll mehrere Tage lang vernommen werden.
WAS ECCLESTONE SAGT: Der 83-Jährige Formel-1-Boss wurde im November 2011 zwei Tage lang als Zeuge im Münchner Prozess gegen Gribkokwsky befragt. Auch er gab zu, Gribkowsky das Geld gezahlt zu haben - weil er sich von dem Banker aus Bayern erpresst gefühlt habe und eine Anzeige bei den britischen Steuerbehörden fürchtete. „Herr Gribkowsky war sehr gut darin, mich subtil zu bedrohen und in Angst zu versetzen“, sagte er.
Er sei in seinem Leben zwar schon mehrfach bedroht worden. „Aber so noch nie.“ Ihm sei es darum gegangen, Gribkowsky „friedlich, freundlich und ruhig“ zu halten, „damit er nicht auf dumme Gedanken kommt“, sagte Ecclestone. Der Formel-1-Manager hat nach eigener Aussage befürchtet, der Banker hätte den britischen Steuerbehörden Gerüchte über die Bambino-Familienstiftung seiner Frau mitteilen können, die ihn teuer zu stehen hätten kommen können - von denkbaren Steuernachzahlungen in Höhe von 2 Milliarden Pfund war die Rede. Die anderen Mitarbeiter der BayernLB soll Ecclestone damals als „Clowns“ bezeichnet haben.
Er widersprach nicht, als er vor Gericht mit diesem Begriff konfrontiert wurde. Wahrscheinlich habe er das gesagt. „Das hört sich an wie von mir“, sagte er schmunzelnd. In der Urteilsbegründung gegen Gribkowksy folgte Richter Peter Noll dieser Version aber nicht: Aus seiner Sicht war Ecclestone vielmehr die treibende Kraft und hat Gribkowsky mit seinem „Charme und Raffinesse ins Verbrechen“ geführt. Seitdem ist klar, dass auch Ecclestone vor Gericht landen würde - und nun ebenfalls vor Richter Noll.