Ecclestone-Zweifel: Bahrain-GP doch auf der Kippe

London (dpa) - Das umstrittene Formel-1-Rennen in Bahrain steht erneut auf der Kippe: Selbst Chefvermarkter Bernie Ecclestone zweifelt immer mehr an der Austragung des für den 30. Oktober angesetzten Wüstenrennens.

„Hoffentlich können wir in Zukunft wieder dorthin zurückkehren, aber es ist natürlich nicht zu machen“, sagte der 80 Jahre alte Brite dem Sender BBC. Er verwies auf das Mitspracherecht der Rennställe: „Der Terminkalender kann nicht ohne Zustimmung der Teilnehmer geändert werden.“

Und die Teams laufen Sturm gegen die Entscheidung des Automobilweltverbandes FIA vom vergangenen Freitag. Der Weltrat hatte das nach blutigen Unruhen im Ministaat am Persischen Golf Anfang des Jahres zunächst gestrichene Rennen wieder ins Programm aufgenommen. Nach Medienberichten forderte die Teamvereinigung FOTA die FIA per Brief auf, den Beschluss aufzuheben. Entgegen erster Darstellungen seien die Rennställe auch gegen einen späteren Nachholtermin in diesem Jahr, hieß es.

Nach dem aktuellen FIA-Entscheid muss für den Bahrain-Grand-Prix die Formel-1-Premiere in Indien aufs Saisonende weichen. In Delhi soll nun erst am 4. oder 11. Dezember gefahren werden. Angesichts der anhaltenden Kritik aus der Formel 1, aber auch aus der Politik, könnte der Große Preis von Indien nun doch wieder Ende Oktober ausgetragen werden. Die Delhi-Organisatoren hängen damit ebenso in der Luft wie die Fahrer, Teams und Fans.

Die Teams verlangen bereits angeblich eine Rückkehr zum ursprünglichen Kalender und nannten „logistische Gründe“ für ihre Forderung. Ein 20. Saisonrennen im Dezember sei „unerträglich für unsere Mitarbeiter“, erklärten sie demnach in dem auch an das Formel-1-Management und die Streckenbetreiber in Bahrain adressierten Schreiben. Ecclestone hatte bereits zuvor zum Protest aufgerufen. „Wir können das Datum 30. Oktober ändern, wenn nötig mit einer Fax-Abstimmung. Das ist sehr schnell möglich“, sagte Ecclestone.

Scharfe Kritik an der Neuansetzung gab es auch von der britischen Regierung und von Menschenrechts-Organisationen. Während die FIA ihr Votum mit der angeblichen Normalisierung der Lage in Bahrain begründete, wiesen Menschenrechtler auf neue Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten im Golfstaat hin. Nach offiziellen Angaben wurden seit Beginn der Proteste Mitte Februar 24 Menschen getötet, darunter vier Polizisten. Vier Aktivisten starben in Haft. Hunderte von mutmaßlichen Regimegegnern sollen festgenommen worden sein oder ihre Arbeit verloren haben. FIA-Inspekteur Carlos Gracia kam indes laut der spanischen Zeitung „As“ zu dem Ergebnis: „Ich hatte offizielle Besuche und Gespräche, ich bin auch die Straßen entlanggegangen und war in Shopping-Centern - immer mit einem völlig normalen Gefühl.“