Formel 1 droht Strafenkatalog wie in Flensburg
Barcelona (dpa) - In der Formel 1 drohen Flensburger Verhältnisse: Zwölf Punkte wegen Regelverstößen - und der Verkehrssünder muss ein Rennen aussetzen.
Die Teammanager und Charlie Whiting, der Rennleiter des Internationalen Automobil-Verbandes FIA, einigten sich beim Großen Preis von Spanien in Barcelona auf einen detaillierten Strafenkatalog. Wenn der FIA-Weltrat diesem zustimmt, gilt das neue System von der kommenden Saison an.
Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel beurteilt die geplante Verschärfung skeptisch. „Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist“, sagte der dreimalige Weltmeister aus Heppenheim. „Wir haben uns im letzten Jahr mit zu vielen Strafen keinen Gefallen getan.“ Zu weit aus dem Fenster lehnen wollte sich Vettel bei diesem heiklen Thema aber nicht. Nico Hülkenberg (Emmerich) kommentierte die einschneidende Regelreform lieber nicht. „Ich habe mich damit noch nicht befasst“, erklärte der Sauber-Pilot.
Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn befürwortet dagegen den neuen Bußkatalog: „Wir haben das unterstützt. Ich finde es gut, wenn die Fahrer die Regeln ernst nehmen.“ Der Motorsport wolle ja immer mehr Verantwortung übernehmen und das vorgeschlagene Strafsystem ähnele dem im Straßenverkehr, sagte die Österreicherin. Unter den Teamchefs ist die Reform aber offensichtlich umstritten. Das Fachmagazin „auto motor und sport“ berichtete, die Abstimmung sei 7:4 ausgefallen.
Je nach Vergehen gibt es zwischen einem und drei Strafpunkten - und die Liste der Verstöße ist umfassend. Einen Punkt gibt es beispielsweise für das Überschreiten des Tempolimits in der Boxengasse um zehn km/h, das Abdrängen eines Konkurrenten oder das Überfahren der weißen Linie nach der Boxenausfahrt.
Zwei Zähler kassiert der Formel-1-Verkehrssünder für das Verschulden einer Kollision, einen Frühstart oder das Überholen bei einer Safety-Car-Phase. Wer einen gefährlichen Crash verursacht, die schwarze Flagge ignoriert oder in der Boxengasse mehr als 20 Stundenkilometer zu schnell ist, muss mit drei Punkten rechnen.
Laut „auto motor und sport“ gibt es für eine - auch bislang schon mögliche - Rennsperre zusätzlich fünf Strafpunkte. Sammelt ein Pilot innerhalb von zwölf Monaten insgesamt zwölf Punkte, muss er einen Grand Prix aussetzen.
Weil die bisherigen Sanktionen bestehenbleiben, werden Verstöße nun teilweise doppelt bestraft. Tempoüberschreitungen in der Boxengasse kosten pro Stundenkilometer 100 Euro. Für krasse Behinderungen oder das Verschulden schwerer Unfälle gibt es Strafversetzungen in der Startaufstellung. Hinzu kommen Verwarnungen und weitere Reglementierungen.