Kampf dem Valencia-Fluch - Warten auf Webber
Valencia (dpa) - Sein heiß begehrtes Formel-1-Cockpit will Mark Webber nicht so schnell hergeben, seinen Fluch von Valencia hingegen lieber jetzt als gleich besiegen.
„Valencia war in der Vergangenheit kein wahnsinnig guter Ort für mich“, sagte der Red-Bull-Teamkollege von Titelverteidiger und WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel. Seine Bilanz ist in der Tat mager: Drei Rennen, kein einziger Punkt. Dafür hatte Webber hier vor einem Jahr jede Menge Schutzengel an Bord, als er nach einem Auffahrunfall mit seinem Wagen hoch in die Luft stieg, sich überschlug und aufs Dach krachte. Der Australier kam damals mit dem Schrecken davon.
Drei Rennen später feierte Webber seinen bis dato letzten Sieg. Lang ist es her: Am 1. August 2010 schlug er beim Großen Preis von Ungarn auch Vettel, der Dritter wurde. Am Ende musste sich der bald 35-Jährige seinem rund elf Jahre jüngeren Mitstreiter in der WM-Wertung aber geschlagen geben.
So viele WM-Chancen wird Webber nicht mehr bekommen. In diesem Jahr hat er vor dem Großen Preis von Europa als Dritter bereits 67 Punkte weniger als Vettel (161). Was das Fahrerlager aber fast noch mehr umtreibt, ist die Frage nach Webbers Verbleib beim Weltmeister-Team. Erst kürzlich machte der deutlich, dass er weiter für Red Bull fahren möchte.
„Das war vorher nicht ganz klar. Wir werden jetzt mit allen, die infrage kommen, Gespräche führen“, kündigte der Motorsportberater des Getränkeherstellers, Helmut Marko, an. Er machte auch deutlich, wer die Karten beim Vertragspoker in der Hand hält: „Momentan ist das ganze Fahrerlager interessiert, einen Sitz bei Red Bull zu bekommen.“
Die Bedeutung eines Treffens zuletzt in Montreal von Ex-Weltmeister Lewis Hamilton mit Red-Bull-Teamchef Christian Horner versuchte Marko herunterzuspielen. „Hamilton hat einen Vertrag, der geht bis 2013, von daher ist es müßig, sich den Kopf darüber zu zerbrechen.“ Der Brite selbst, ausgewiesener McLaren-Zögling, machte seine Zukunft bei dem englischen Team von der Konkurrenzfähigkeit des Autos abhängig. Als Vierter ist Hamilton derzeit noch im Titelrennen.
Sein Teamkollege Jenson Button, ebenfalls Ex-Weltmeister, soll Medienberichten zufolge mit einem aufgebesserten Vertrag langfristig an McLaren gebunden werden. Bei Ferrari wurde vor ein paar Wochen die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem zweimaligen Champion Fernando Alonso bis 2016 verkündet.
Spricht also viel für ein weiteres Jahr mit Webber - oder? „Mark hat klargestellt, dass er nächstes Jahr fahren will“, sagte Horner. Er kündigte an, dass man sich wahrscheinlich später im Sommer zusammensetzen und über das nächste Jahr sprechen werde.
Gespräche mit Webber seien tendenziell geradeheraus, sagte Horner über den 164-maligen Grand-Prix-Teilnehmer, der seit 2007 für Red Bull Gas gibt - allerdings in diesem Jahr von Beginn an im Windschatten von Vettel. Aber immerhin bekriegen sich die beiden auf der Strecke - wie das in der Vergangenheit zum Leidwesen der Teamführung häufig der Fall war - in dieser Saison bislang nicht. Und auch in Valencia will Webber die Geister der Vergangenheit nicht rufen und endlich mit Punkten im Gepäck „ablegen“.