Vor Grand Prix von Österreich Ricciardo und die Red-Bull-Zukunft: Klarheit bis zur Pause
Spielberg (dpa) - Für die Marketing-Strategen von Red Bull wären Ort und Zeitpunkt ideal.
Doch Daniel Ricciardo will sich vor dem Grand Prix von Österreich auf der hauseigenen Strecke in Spielberg nicht so schnell auf eine Formel-1-Zukunft bei dem vom Energydrink-Hersteller alimentierten Team festlegen. Bis spätestens zur Sommerpause will der Australier Klarheit. „Ich möchte mit einem klaren Kopf in die Pause gehen“, sagte der Australier am Red-Bull-Ring.
Der Vertrag des zweimaligen Saisonsiegers, der am Renn-Sonntag seinen 29. Geburtstag feiert, läuft Ende des Jahres aus. Red Bull würde gern mit ihm schnell verlängern, muss sich aber wohl noch einige Wochen gedulden. Nach dem Grand Prix in Budapest am 29. Juli nimmt die Formel 1 eine fast einmonatige Auszeit. Er wolle nicht so eine Situation haben wie 2013, sagte Ricciardo. Damals war lange unklar, ob er bei Toro Rosso bleibt oder zu Red Bull geht. „Das war damals nicht spaßig im August.“
Vieles deutet aber daraufhin, dass zusammenbleibt, was nach Ansicht von Red Bull zusammengehört. Am Mittwoch hatte Ricciardo bei einem PR-Termin mit Straßenbahnfahrt durch die steirische Hauptstadt Graz bereits versichert: „Wir sind uns näher gekommen.“
Der Gute-Laune-Fahrer mit dem Permanent-Lächeln ist derzeit die heißeste Personalie auf dem Fahrermarkt. „Um es wie Mercedes auszudrücken: Es fehlen uns nur noch Details“, meinte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko bei der Veranstaltung in seiner Heimatstadt Graz. Er spielte damit auf die Standardantwort des Silberpfeil-Rennstalls an, wenn es um den Kontrakt von Vierfach-Weltmeister Lewis Hamilton geht.
Für Red Bull wäre Ricciardos Verbleib der letzte Punkt auf der Agenda für die kommenden zwei Jahren. Im letzten Oktober hatte das Team mit dem 20-jährigen Max Verstappen bis 2020 verlängert, in der vergangenen Woche wurde der Wechsel des Motorenpartners ab 2019 von Renault zu Honda bekannt gegeben. Bleibt auch der Australier, sieht sich das einstige Weltmeister-Team bestens gerüstet für den WM-Kampf mit Mercedes und Ferrari. Er wisse nach dem Motoren-Deail, woran er sei, meinte Ricciardo. Und das Team wisse ebenfalls, woran es mit ihm.
Angeblich fordert er 20 Millionen Euro Jahressalär - und hat einige Argumente geliefert. In diesem Jahr gewann er bereits in Shanghai und in Monaco und liegt in der WM-Wertung vor dem neunten Saisonlauf als Dritter vor seinem Teamkollegen Verstappen (6.).
Um seine Verhandlungsposition zu stärken, flirtete er vor dem Frankreich-Rennen am vergangenen Sonntag mit einem möglichen Wechsel zu McLaren. Bei dem im Chaos und Mittelmaß versinkenden Traditionsteam geht man davon aus, dass der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso genervt und frustriert hinschmeißt und sich anderen Motorsport-Zielen widmet.
Zuletzt spekulierten britische Medien auch über eine Rückkehr von Sebastian Vettels Ferrari-Teamkollegen Kimi Räikkönen zu McLaren. Der 38-jährige Finne müsse seinen Platz für den 20 Jahre alten monegassischen Steuerkünstler Charles Leclerc räumen, der in seinem Debüt-Jahr bei Sauber überzeugt.
Red-Bull-Teamchef Christian Horner nimmt die Spekulationen um Ricciardo recht gelassen. Er kann sich einen Abgang nicht so recht vorstellen: „Warum soll er ein Team verlassen, mit dem er Champion werden kann?“