Schumacher-Paukenschlag - Auch Vettel überrascht
Barcelona (dpa) - Mercedes-Pilot Michael Schumacher hat zwei Wochen vor dem WM-Auftakt für einen Paukenschlag gesorgt und die Hoffnungen auf ein deutsches Duell mit Weltmeister Sebastian Vettel genährt.
Der siebenmalige Formel-1-Champion stellte auf dem Circuit de Catalunya eine famose Bestzeit auf.
Schumacher war in 1:21,268 Minuten deutlich schneller als Titelverteidiger Vettel auf dem Grand-Prix-Kurs in diesem Jahr und auch klar schneller als Ferrari-Star Fernando Alonso. Der Auftritt seines Kumpels nötigte Vettel allen Respekt ab: „So eine Zeit muss man erstmal fahren. Wir waren überrascht - ich glaube, alle waren überrascht.“ Mercedes habe noch mal „einen Zahn zugelegt und klettert in der Favoritenliste nach oben“, meinte der gut gelaunte Heppenheimer, dessen Red Bull drei Minuten vor Schluss stehen blieb. Der Renault-Motor muckte.
Das Mercedes-Paket mit den Neuerungen für den Silberpfeil zeichnet sich tatsächlich als der erhoffte Volltreffer ab. „Das Auto hat sich so verhalten, wie wir es erwartet hatten und es war ein produktiver Tag“, sagte Schumacher. Wie zum Beweis der Qualität des überholten MGP W02 legte Teamkollege Nico Rosberg am Nachmittag noch die drittbeste Zeit hin, dabei war der Wiesbadener erst eine Stunde vor Schluss auf die Strecke gerollt. Hinzu kam, dass bei ihm der Heckflügel nicht richtig funktionierte. Sonst wäre der Wiesbadener womöglich auch noch näher an die Schumacher-Zeit gekommen.
„Wir wollen diese Rundenzeit nicht überbewerten, aber unser Team, Michael und Nico haben seit dem letzten Test in Barcelona vor drei Wochen sehr gut gearbeitet und einen großen Schritt nach vorne gemacht“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug der Nachrichtenagentur dpa über Schumachers Toprunde. Der Kerpener sei jene Zeit gefahren, „die unsere Berechnungen nach den letzten Windkanalversuchen ergeben hatte - und das ist immer ein gutes Zeichen“, so Haug weiter.
Schumacher blieb nicht nur einmal unter der bisherigen Barcelona-Testbestzeit in diesem Jahr, die am Vortag Neuling Sergio Perez im Sauber überraschend aufgestellt hatte. Vettel hatte für seine schnellste Runde auf dem 4,655 Kilometer langen Kurs 1:21,865 Minuten benötigt - sprich mehr als eine halbe Sekunde mehr.
Erst am Abend vor Schumachers letztem Testeinsatz waren alle neuen Teile an der Strecke eingetroffen. Kurz zuvor hatte Schumacher noch gelassen zu Protokoll gegeben, dass die Kurve nach oben zeige. „Wir hoffen, dass wir eine ordentliche Rolle spielen.“ Man sei aber noch nicht in der Position von Red Bull. Umgehend danach hatte Teamchef Ross Brawn allerdings schon kundgetan: „Ich hoffe, wir können Michael widerlegen.“ Das übernahm der siebenmalige Weltmeister dann selbst.
Nach der Absage des eigentlich für dieses Wochenende angesetzten WM-Auftakts in Bahrain setzte das Team darauf, jeden Tag bis zum letzten auszureizen. Das Werksteam fährt daher auch an diesem Samstag noch auf dem Grand-Prix-Kurs, der allgemein als Gradmesser für die Saison gilt.
Vettel und Red Bull haben ihre Testphase dagegen beendet. Der RB7 des 23 Jahre alten Heppenheimers und seines Teamkollegen Mark Webber hatte bei allen Tests einen starken Eindruck hinterlassen, wenngleich Vettel beim Probefahrtfinale eine Zeit lang mit Balance-Problemen am Red Bull zu kämpfen hatte und dann auch noch den Wagen vorzeitig abstellen musste.