Olympia: Katarina Witt kämpft mit den Tränen
München ist ohne Chance. Die Spiele finden im südkoreanischen Pyeongchang statt.
Durban/Düsseldorf. Wenn sie etwas nicht mag, dann ist es zu verlieren. Chancenlos zu sein. Sie war das Gesicht der Olympiabewerbung Münchens. Mit ihr kam der Erfolg zurück, als unzählige Fehler den olympischen Feldzug der Deutschen schon ins Abseits zu lenken drohten. Katarina Witt, die zweimalige Olympiasiegerin, die „Carmen“ auf dem Eis interpretierte wie keine vor und keine nach ihr, sie gab München das Selbstbewusstsein zurück.
Gestern in Durban wusste sie schon nach dem entscheidenden ersten Wahlgang, dass alle Mühen vergeblich waren. „Liebe Kollegen, Sie haben den Gastgeber gewählt“, verkündete IOC-Präsident Jacques Rogge.
Mit hängenden Köpfen verließ die Münchener Delegation den Saal. Katarina Witt kämpfte mit den Tränen. „Die Entscheidung gegen uns ist unheimlich schwer zu verstehen, wenn man wie wir eine so herausragende Präsentation abgeliefert hat“, sagt sie. Das „schönste Gesicht des Sozialismus“, sie selbst mag diese Bezeichnung überhaupt nicht, wickelte die Herren im olympischen Zirkel schon um die Finger, als der Präsident noch Juan Antonio Samaranch hieß. Und glaubte, sie wieder im Griff zu haben.
Nach den Auftritten von Thomas Bach und Witt in Durban sagte Bundespräsident Christian Wulff: „Besser kann man Deutschland nicht repräsentieren.“ Aber die Präsentation war auf Sessionen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) noch nie entscheidend. Katarina Witt hatte auf Emotionalität gesetzt, es blieb ein aussichtsloser Versuch. Die Senioren des Komitees entschieden sich für die neuen Märkte, für das Geld, das mit Olympia in Asien zu verdienen ist.
Um 17.18 Uhr verkündete Jacques Rogge das Aus für München. Auch Thomas Bach reagierte enttäuscht: „Wir wollten gewinnen, aber Siege sind im Sport nicht alles. Aber Niederlagen sind auch nicht das Ende von allem. Wir müssen überlegen, ob es sinnvoll ist, sich noch einmal zu bewerben.“ In der nächsten Woche soll es erste Gespräche geben. Dass Katarina Witt nochmals das Münchner Gesicht wird, scheint eher unwahrscheinlich.