Giro kein „deutsches“ Rennen - Tour ohne Wegmann
Turin (dpa) - Der Giro d'Italia wird aus sportlicher Sicht kein deutsches Rennen. Lediglich sechs Fahrer aus fünf Teams nehmen die am Samstag mit einem Mannschaftszeitfahren in Turin beginnende 94. Italien-Radrundfahrt in Angriff.
Das Sextett wird sich vor allem in Helferaufgaben erschöpfen. Vage Chancen auf einen Etappensieg haben Fabian Wegmann aus dem neuen Leopard-Trek-Team, Altmeister Danilo Hondo vom italienischen Lampre-Team, das die Staatsanwaltschaften beschäftigt, und Gerald Ciolek von Quick Step.
Der erfahrene Sebastian Lang agiert als verlängerter Arm der Teamleitung bei Omega-Pharma-Lotto. Eine ähnliche Rolle fällt seinem einstigen Gerolsteiner-Kollegen Wegmann im Luxemburger Team zu. Der zweimalige deutsche Straßenmeister soll aber auch seine eigene Karte spielen. „Fabian weiß, wie man große Ausreißversuche überlebt. Er ist ein echter Kämpfer“, sagte sein sportliche Leiter Luca Guercilena.
„Obwohl ich in dieser Saison schon viele Rennen gefahren bin, ist meine Form noch gut. In den ersten zwei Wochen werden wir versuchen, in Fluchtgruppen dabei zu sein. Mein Ziel ist ein Etappensieg“, sagte Wegmann der Nachrichtenagentur dpa und kündigte für die Zeit nach dem Giro eine Pause an. Das bedeutet, dass er im Juli zum ersten Mal seit langem nicht am Start der Tour de France stehen wird: „Ja - da sieht es schlecht aus.“ Das habe aber nicht nur sportliche Gründe, sondern auch einen privaten, meinte Wegmann, ohne präziser zu werden. Anstehendes Vaterglück ist womöglich kein schlechter Tipp.
Wegmann bestreitet seinen dritten Giro und findet die diesjährige Auflage mit rund 40 000 Höhenmetern wesentlich „inhumaner“ als das Rennen von 2004, das er als erster deutscher Radprofi in der Giro-Geschichte als bester Bergfahrer beendete. In den schwersten Giro seit langem werden Dominic Klemme (Lemgo/Leopard) und Patrick Gretsch (Erfurt/HTC Highroad) als Debütanten geschickt.
Der 37-jährige Hondo, 2001 zweimal erfolgreich, hat unter den deutschen Startern wohl die größten Aussichten auf einen Etappensieg. Der Wahlschweizer soll zwar vornehmlich seinen Kapitän Alessandro Petacchi zu Tagessiegen führen, rechnet sich nach einem zweiten und einem dritten Platz im Vorjahr aber auch selbst Chancen aus. „Wenn eine Gelegenheit da ist, werde ich sie ergreifen“, sagte er am Freitag.
Bevor es in der letzten Girowoche auf die Höllentour in die Dolomiten geht, wollen sich die beiden Sprinter vom Rennen verabschieden. Vor der am 2. Juli beginnenden Frankreich-Rundfahrt, bei der Petacchi 2010 das Grüne Trikot holte, wollen sie noch einmal Atem schöpfen.
Von dem in die Schweiz gezogenen Gerald Ciolek steht eine Bestätigung aus, ob sich der Wechsel vom nicht mehr existierenden Milram-Team zum belgischen Rennstall Quick Step für die weitere sportliche Entwicklung gelohnt hat. Bei einigen der langen und mittelschweren Etappen könnte der frühere U23-Weltmeister sein Können ausspielen. Vielleicht platzt der Knoten bei ihm in Italien.