Champions Tour hält deutsches Derby am Leben
Hamburg (dpa) - Ohne Millionen nutzt dem deutschen Sprung- und Dressur-Derby auch seine Tradition nichts.
Nicht der spektakuläre Parcours mit seinen legendären Hindernissen wie dem mächtigen Wall, den Planken oder Pulvermanns Grab und die Derby-Prüfung lockt die Weltklasse von Mittwoch bis Sonntag nach Hamburg. Vielmehr sorgt die millionenschwere Global Champions Tour für eine solche Star-Dichte im gediegenen Stadtteil Klein Flottbek. In diesem Jahr erreichen der Etat mit fast drei Millionen Euro und die Gesamtdotierung von etwas mehr als 1,1 Millionen Euro erneut Rekordwerte.
Welche Bedeutung hat dieGlobalChampions Tour für das Bestehen des Derby-Turniers angesichts der Konkurrenz der Millionen-Turniere?
Ohne die weltweit höchstdotierte Springsport-Serie wäre das Derby ein Turnier mit großer Vergangenheit, aber ohne große Zukunft. „Das Derby wäre sonst noch immer eine Prüfung, die ihresgleichen sucht“, sagte Volker Wulff, seit 2000 für das Derby verantwortlich. Doch die Prüfung sei nur Sonntags. Um mehr Zuschauer anzulocken, „braucht es Stars“. Daher sei Hamburg 2008 Station des lukrativen Pferde-Zirkus' geworden. Mittlerweile ist die Hansestadt auch die einzige in Deutschland.
Was ist dieGlobalChampions Tour?
Eingeführt wurde die Serie 2006 vom Niederländer Jan Tops. Damals gab es sechs Etappen, heute umfasst die Tour 15 Turniere weltweit. Nach Angaben von Tops liegt die Gesamtdotierung in diesem Jahr bei fast zwanzig Millionen Euro. In Hamburg werden am Samstag 300 000 Euro für das Springen ausgeschüttet. Neben den hohen Preisgeldern bei den einzelnen Turnieren wird am Ende der Serie im November ein Bonus von einer Million Euro unter den besten 18 Reitern verteilt. Nach den ersten vier Stationen führt Christian Ahlmann das Klassement an. Einziger deutscher Gesamtsieger ist bislang Marcus Ehning (2010).
Was ist die neueGlobal Champions League?
Ein Team-Wettbewerb, der sich aber wesentlich von den üblichen Nationenpreisen unterscheidet. Nur zwei der maximal fünf Reiter der multinationalen Mannschaften treten bei jeder Etappe an. Bei einem Springen starten insgesamt zwölf Teams, die acht besten erreichen die zweite Runde. Die Strafpunkte aus den vier Ritten werden addiert, bei Punktgleichheit entscheidet die Zeit aus der zweiten Runde.
Die Serie ist umstritten. Der Weltverband FEI lehnt sie ab, weil er eine weitere Kommerzialisierung und Privatisierung des Sports befürchtet. Derby-Veranstalter Wulff kündigte an, dass keine FEI-Richter oder Parcoursbauer das Springen begleiten, sondern eigens für die Prüfung eigene Offizielle stellen.
Was gibt es zu gewinnen?
Das Springen der Global Champions League am Freitag in Hamburg ist mit 200 000 Euro dotiert. Insgesamt werden etwa sieben Millionen Euro für die Serie ausgeschüttet.
Was macht das deutsche Spring-Derby so besonders?
Der Parcours. Er wurde von dem Kaufmann und Springreiter Eduard F. Pulvermann 1920 entworfen und ist seitdem nahezu unverändert. Der Kurs ist ca. 1230 Meter lang, rund dreimal so lang wie in einer normalen Prüfung. Insgesamt müssen Pferd und Reiter 17 Naturhindernisse überwinden. Das Springen am Sonntag ist mit 120 000 Euro dotiert. In den bisherigen 86 Derby-Auflagen gab es 151 Nullfehlerritte.
Der letzte gelang Christian Glienewinkel bei seinem Vorjahressieg mit Aircare. In diesem Jahr ist der gelernte Altenpfleger aus Celle nicht dabei: Wegen einer Verletzung seines Wallachs Aircare musste er seine Teilnahme absagen.
Ist so ein Springen auf einem solchen Platz noch zeitgemäß?
Sicher nicht. Früher wagten sich die Top-Reiter noch mit ihren Championats-Pferden auf den Derby-Platz. Heute fehlen die meisten Stars in der Starterliste. Denn die Anforderungen an die Pferde sind speziell, und die wenigsten Reiter haben solche Spezialisten im Stall. Zudem dauert es, bis die Pferde Derby-Reife haben.
Gibt es auch ein Dressur-Derby?
Ja, aber es steht im Schatten des Spring-Derbys, obwohl es auch schon die 58. Auflage ist. Immerhin wurde das Preisgeld um 10 000 auf 30 000 Euro aufgestockt. Die Besonderheit: Im Finale am Sonntag müssen die vier Teilnehmer nicht nur mit dem eigenen, sondern auch mit den Pferden ihrer Konkurrenten reiten.