Dressurreiterin Der besondere Druck auf Frau Müller: „Alle gucken“
Rheinberg (dpa) - Die Schülerin ist inzwischen fast so berühmt wie die Lehrerin. Seit einigen Monaten unterrichtet die sechsmalige Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth Reiterin Lisa Müller, die Frau von Fußballstar Thomas Müller - und das macht die Sache kompliziert.
Die 27-Jährige wird besonders beobachtet, egal bei welchem Turnier sie in den Sattel steigt. „Sie steht unter Druck, weil alle gucken“, sagt Werth über ihre Schülerin: „Sie kann nicht einen Fehler machen, ohne dass die ganze Welt darüber redet.“
Werth ist Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Europameisterin. Sie ist es seit Jahrzehnten gewohnt, dass die Welt bei ihren Ritten zuschaut. Lisa Müller nicht. Das ist erst so, seitdem sie mit dem Bayern-Star und Fußball-Nationalspieler verheiratet ist, nicht mehr ihren Mädchennamen trägt und bei größeren Turnieren reitet.
Lisa Müller sitzt schon viel länger im Sattel als sie den berühmten Fußball-Müller hinter dem Vornamen im Pass stehen hat. Lange startete sie bei kleineren Veranstaltungen. 2015 ritt sie erstmals bei einem internationalen Vier-Sterne-Turnier und erhielt im gleichen Jahr vom deutschen Verband FN das Goldene Reitabzeichen. „Sie will mehr lernen“, betont die Trainerin.
„Sie kommt regelmäßig“, berichtet Werth, die in Rheinberg eine eigene Reitanlage betreibt. Die junge Reiterin wolle sich „langsam heranarbeiten“. Auf Werths Hof, wo sie in Intervallen trainiert, hat Müller ihre Ruhe. Auf den Turnieren ist das anders. Dort schauen deutlich mehr Fans zu als bei anderen Startern. Besonders dann, wenn Thomas Müller auch noch in der Nähe ist.
Der Fußballstar begleitet seine Frau, wenn der Spielplan es zulässt, und kümmert sich um Pferd und Reiterin. Der Nationalspieler war auch schon als Zuschauer beim CHIO in Aachen und beim Weltcup-Turnier in Stuttgart, wo seine Frau in kleineren Prüfungen ritt. Am Reitsport schätzt der Fußball-Weltmeister vor allem eins, wie er in Stuttgart verriet: „Ich kann dabei gut entspannen.“
Und Thomas Müller kennt sich inzwischen aus. „Die Abstammungen der Pferde kann er besser runterbeten als ich“, berichtet Werth grinsend. Der Spieler selber hatte für Amüsement gesorgt, als er dem Fachmagazin „St. Georg“ sagte: „Die anderen Spieler haben ihre Playstation, ich gucke mir Hengstvideos an.“
Der Reitstar ist begeistert, wie „bodenständig“ der Torschützenkönig der Fußball-WM 2010 bei Reitturnieren auftritt. Mit ähnlichen Worten lobt die siebenmalige Weltmeisterin ihre Schülerin. „Sie ist sehr bodenständig und pferdeverrückt.“ Es klingt Respekt mit, wenn Werth berichtet: „Sie reitet täglich acht bis neun Pferde.“ Das ist ein strammes Programm, das eines Profis.
Vor einem Monat sattelte die Lehrerin Müllers Pferd Anne Beth beim Turnier in Neumünster, „damit Lisa damit unkomplizierter reiten kann“. Werth bildet nicht nur die Reiterin aus, sondern auch die Stute. „Lisa ist noch unerfahren, und das Pferd ist auch noch unerfahren“, erklärt die Olympiasiegerin, die bei diesem Ritt in einer kleinen Prüfung staunte: Das große Zuschauerinteresse war „enorm“ - nur weil sie auf dem Pferd der Schülerin saß.