Kommende „Goldene Reiter“ vor hartem Weg

Madrid (dpa) - Die kleine sportliche Sensation ging ein wenig unter. Den dritten Platz im Großen Preis von Aachen, dem schwersten Springen der Welt, hatte ein 20-Jähriger Nobody belegt: Andreas Kreuzer sprang im Sattel von Chacco-Blue bei seinem CHIO-Debüt in die Weltspitze des Springsports.

Der aus dem Rheinland stammende Kreuzer ist aber nur eines von vielen Talenten des deutschen Pferdesports, die zuletzt bemerkenswerte Erfolge feierten - auch dank eines veränderten Systems.

Kreuzer zählt bei der EM in dieser Woche in Madrid nicht zur deutschen Equipe, doch steht er stellvertretend für eine positive Entwicklung. „Es gibt eine Aufbruchstimmung“, sagt Dietmar Gugler, der bis 2010 zehn Jahre lang Nachwuchs-Coach im deutschen Verband war. „Otto macht das super“, lobt er den Bundestrainer. Otto Becker sorgte mit seinem neuen Trainerteam unter anderem dafür, dass bei jedem internationalen Turnier in Deutschland zwei Startplätze für einheimische Nachwuchsreiter bereitgehalten werden.

Von dieser Regelung profitierte Kreuzer in Aachen. Der junge Schlaks bedankte sich für das Vertrauen mit der überraschenden Platzierung auf dem Treppchen, die im Jubel um den Sieg von Janne-Friederike Meyer fast völlig unterging.

Mehr als 40 Jahre beträgt der Altersdurchschnitt des deutschen EM-Quartetts. Doch um die Zukunft müssen die Springreiter nicht bangen, viele Talente kommen nach. Die nächste goldene Generation steht bereit.

So ritt Kreuzer vor einem Jahr im deutschen Team, das bei der U21-Europameisterschaft Gold gewann. Zu diesem Quartett gehörten auch Patrick Stühlmeyer (Steinfeld), Lars Grafmüller (Rheine) sowie Katrin Eckermann. Die 21-Jährige sorgte vor drei Wochen mit dem Sieg beim Großen Preis von Münster in ihrer Heimatstadt für Aufsehen und liegt in der Riders Tour hinter Ludger Beerbaum schon auf Platz zwei.

Der Weg zum dauerhaften Erfolg ist jedoch lang und hart. „Die Entwicklung muss weitergehen“, fordert Becker. „Sie müssen sich durchbeißen.“ Unterstützung gibt es dabei auch von Co-Trainer Heinrich-Hermann Engemann, der die neu eingeführte Perspektivgruppe betreut. Engemann gibt Lehrgänge und vermittelt für den Nachwuchs Trainingstage bei erfahrenen Topreitern.

„Die richtigen Pferde und die richtige Unterstützung sind wichtig“, sagt der ehemalige U21-Bundestrainer Gugler, bei dem in Pfungstadt in David Will (23) ein weiteres Toptalent heranwächst. „Großen Ställe wie Schockemöhle oder Beerbaum sind sehr hilfreich“, meint Gugler. „Ganz allein ist es schwierig.“

Eine Ausnahme-Erscheinung ist insofern Mannschafts-Weltmeisterin Janne-Friederike Meyer. Die Aachen-Siegerin, die auch zur EM-Equipe in Madrid gehört, machte sich schon kurz nach dem Abitur selbstständig. Seit zehn Jahren ist die 30-Jährige in ihrem Turnier- und Ausbildungsstall in Schenefeld bei Hamburg ihre eigene Chefin.