Springreiter bei EM auf Medaillen-Kurs: Platz zwei

Madrid (dpa) - Die deutschen Springreiter haben bei den Europameisterschaften in Madrid die Führung vergeben, aber zumindest ihre Medaillenchance gewahrt. Das Team von Bundestrainer Otto Becker liegt nach der zweiten von drei Wertungsprüfungen mit 10,41 Strafpunkten weiter auf Platz zwei.

Die Führung haben die Niederländer (7,42) übernommen. „Das wird eine harte Nuss, die Holländer zu knacken“, kommentierte Bundestrainer Otto Becker. Eine noch bessere Platzierung vergab vor der Entscheidung am Freitag Ludger Beerbaum, der als Schlussreiter fünf Strafpunkte sammelte. So ging die zwischenzeitliche Führung verloren. „Aber alle vier aus unserem Team sind gut geritten“, sagte Becker: „Wir sind noch in Reichweite.“

Blendende Aussichten im Einzel hat Carsten-Otto Nagel, der sich nach einer traumhaft sicheren Runde mit seiner Stute Corradina vom vierten auf den ersten Platz schob. Der 48 Jahre alte Reiter aus Norderstedt liegt vor dem Iren Billy Twomey mit Tinka's Serenade. „Wir waren eigentlich nicht in Gefahr, einen Fehler zu machen“, kommentierte der 48-Jährige aus Norderstedt seinen gelungenen Ritt.

„Ich war eigentlich relativ entspannt“, berichtete Nagel. „Sie besitzt noch genug Reserven bis Sonntag“, sagte der Vize-Europameister von 2009, der dieses Mal im Individual-Klassement noch weiter nach vorne will.

Corradina trug den Reiter sicher über die 16 Sprünge und blieb trotz einer „schwierigen letzten Linie“ fehlerlos. „Das zeigt ihre Klasse“, lobte Nagel, der sich auch durch die vorausgegangenen Patzer von Marco Kutscher nicht aus der Ruhe bringen ließ. „Das war ein kleiner Dämpfer“, sagte Nagel zu den acht Strafpunkten des ersten deutschen Reiters: „Aber letztlich muss man sein eigenes Ding machen.“

Kutscher hatte für einen kleinen Schreck im deutschen Team gesorgt, als er mit Cornet Obolensky gleich zweimal die Stangen purzeln ließ. „Wir sind sehr gut angefangen“, berichtete der 36-Jährige aus Riesenbeck. Doch er patzte mit dem Hengst an einer Triplebarre und kassierte danach einen weiteren Abwurf. „Die beiden Fehler hängen zusammen“, kommentierte der Bundestrainer.

„Ich habe unglücklich geritten“, analysierte der Doppel-Europameister von 2005: „Ich bin in die Falle hineingetappt.“ Mit verhaltenem Optimismus sagte Kutscher: „Ich weiß, woran es gelegen hat. Ich muss es morgen besser machen.“

Fluchend aus dem Parcours ritt Janne Friederike Meyer, obwohl sie keinen Abwurf hatte. Der Zeitfehler ärgerte die 30-Jährige aus Schenefeld, die mit ihrem Wallach Lambrasco ansonsten prima durchkam. „Gut gesprungen, aber zu langsam geritten“, kommentierte Meyer und schickte noch einen kleinen Fluch hinterher.

„Das kann am Ende noch wehtun“, sagte der Bundestrainer, der sich über den Zeitfehler ebenfalls ärgerte. „Es war aber sonst eine Super-Runde“, kommentierte Becker, ehe Ludger Beerbaum als letzter deutscher Starter in den Parcours ritt.

Der Routinier aus Riesenbeck, der bereits fünf goldene EM-Medaillen gewonnen hat, hatte wie am Vortag mit Gotha einen Fehler am Wassergraben und kassierte zudem einen Zeitfehler. Der 48-Jährige vergab damit die Chance, in Führung zu gehen.