Stevens siegt und verzichtet auf Derby-Start
Hamburg (dpa) - Mario Stevens hat die zweite Qualifikation zum 87. deutschen Spring-Derby in Hamburg souverän gewonnen. Dennoch will der 33 Jahre alte Reiter aus Molbergen seiner Stute El Bandiata den Klassiker am Sonntag ersparen.
„Das war vorher so geplant. Ich habe mich auf die Qualifikationen konzentriert. Sie hat das gut gemacht“, sagte Stevens. Letztes Jahr sei El Bandiata noch überfordert gewesen im Derby. Daher gönne er ihr eine Pause mit Blick auf die Zukunft.
Schon am Donnerstag hatten Stevens und El Bandiata in der ersten Qualifikation Platz zwei belegt. Einen Tag später blieb er mit seiner Stute vor 20 000 Zuschauern - darunter Tennis-Legende Steffi Graf - fehlerfrei und als einziger der 48 Starter unter 100 Sekunden. Mit mehr als vier Sekunden Vorsprung verwies Stevens den Briten William Whitaker auf Brilliant und dessen Landsmann Nigel Coupe auf Golvers Hill auf die Plätz zwei und drei. Insgesamt schafften zwölf Paare den Kurs ohne Strafpunkte.
Anschließend wurde erstmals in Deutschland die umstrittene Global Champions League präsentiert. Den vom Weltverband FEI abgelehnten Team-Wettbewerb entschieden der Brite John Whitaker auf Chaplin und der Ire Bertram Allen mit Romanov als Valkenswaard United für sich. Marco Kutscher wurde mit Roger-Yves Bost aus Frankreich von den Cannes Stars Sechster, Janne Friederike Meyer und Jessica Springsteen aus den USA kamen als Shanghai Swans auf Rang acht.
Das mit 200 000 Euro dotierte Springen gehört zu einer Serie von 15 Prüfungen. Hamburg war die fünfte Station. Insgesamt sind über sieben Millionen Euro zu gewinnen. Bei jeder Etappe dürfen nur zwei der je fünf Mitglieder aus den zwölf multinationalen Teams starten. Die FEI sieht in der Serie eine Konkurrenz zu den eigenen Nationen-Preisen.
Die spektakulärsten Bilder des Tages gab es allerdings in der Derby-Qualifikation. Erstmals hatten die Reiter in der Turnierwoche in Klein Flottbek über den drei Meter hohen Wall gemusst. Dabei stürzte der zweimalige Derby-Sieger Carsten-Otto Nagel mit dem erfahrenen Lex Lugar. Der Hengst scheute vor dem Abgang vom Wall und rutschte plötzlich seitwärts runter. Nagel und das Pferd blieben unverletzt. Das Duo hatte 2010 das Derby gewonnen.
„Ich bin ja schon seit einigen Jahren hier. Aber das habe ich auch noch nicht gesehen“, meinte der ehemalige Team-Weltmeister. Schon im Vorjahr sei Lex Lugar zögerlich auf dem Wall gewesen. Diesmal verweigerte sich das Pferd komplett. „Man weiß ja, wie Hengste sind.“
Nach dem Aus für Nagel und Stevens Verzicht verkleinerte sich die Zahl der Derby-Favoriten. Lokal-Heldin Janne Friederike Meyer zeigte sich auf Anna ebenso fehlerlos wie Andre Plath aus Cosmic Blue. Meyer wurde Zehnte, Plath sogar Vierter. Wenige Stunden nach der Geburt seiner Tochter Johanna empfahl sich auch der dreimalige Derby-Sieger Andre Thieme mit Quonschbob trotz eines Abwurfs und Rang 15.
Vorjahresgewinner Christian Glienewinkel hatte schon vor Turnierbeginn gepasst, da sein Erfolgspferd Aircare verletzt ist. Mit etwa 1250 Metern und 17 Hindernissen wie dem Wall oder Pulvermanns Grab gilt das Derby als eines der schwierigsten Springen der Welt.