Totilas-Totalschaden: Keine Einzel-Medaille
Rotterdam (dpa) - Mit versteinerter Miene ritt Matthias Rath seinen Millionen-Hengst zur Siegerehrung. Der erschöpfte Reiter des teuersten Dressurpferdes der Welt hatte bei der EM in Rotterdam nichts zu feiern und konnte nur zuschauen, wie die Niederländer ihren Liebling bejubelten.
Adelinde Cornelissen holte Doppel-Gold, während Rath den bisher als Wunderpferd geltenden Hengst in der Kür nur auf Rang fünf ritt. „Schade, dass es dieses Jahr noch nicht zur Einzelmedaille gereicht hat“, kommentierte der Reiter aus Kronberg: „Aber das ist der Sport.“ Der 27-Jährige musste sich bescheiden. „Wir haben ja eine Medaille mit der Mannschaft“, sagte er und versuchte damit, sich selbst ein wenig zu trösten. Einmal Silber und zweimal Blech ist allerdings klar zu wenig für ein solch teures und talentiertes Pferd.
Tatsächlich ist es eine Art Totilas-Totalschaden, die Rath trotz leichter Steigerung am Sonntag nicht mehr abwenden konnte. Der Zauber des bisher als Wunderpferd geltenden Totilas hat sich frühzeitig verflüchtigt. Ratlos wirkte das Rath-Team, auch wenn der Reiter am Abschlusstag tapfer das Positive betonte: „Das war besser als gestern.“
Rath kam aber in der Kür mit 81,696 Prozentpunkten nur auf den fünften Platz nach Platz vier im Grand Prix Special. Beide Titel gewann die Niederländerin Cornelissen, die in der Kür mit Parzival (88,768) deutlich vor dem Briten Carl Hester mit Uthopia (84,179) und dem Schweden Patrik Kittel mit Scandic (83,429) lag. Das zweitbeste deutsche Ergebnis lieferte Isabell Werth aus Rheinberg mit El Santo, die auf Platz sieben und damit einen Rang vor der Debütantin Helen Langehanenberg (Havixbeck) mit Damon Hill (80,446) landete.
„Das muss ich erstmal verarbeiten“, hatte Rath bereits nach der verpassten Medaille im Grand Prix Special gesagt. „Das waren viel zu viele Fehler. Das war ja für jeden offensichtlich.“ Der Reiter redete angesichts seiner schlechtesten Vorstellung nicht herum: „Er war in der Prüfung nicht so bei mir.“ So ging es in der Kür vor allem um Schadensbegrenzung, aber auch das klappte mit Platz fünf nicht wirklich.
Dass der Hengst es kann, hatte er zuletzt bei der WM in Kentucky eindrucksvoll bewiesen, wo er unter dem Niederländer Edward Gal bei drei Entscheidungen dreimal Gold gewann. „Ich sage dazu nichts“, erklärte Gal in Rotterdam und musste die Tränen unterdrücken, während seine Trainerin Nicole Werner zu Totilas meinte: „Es war traurig, das zu sehen.“
Rath bekam den schwarzen Hengst vor allem im Special nicht in den Griff, Totilas zeigte eine ganze Reihe von kleinen Patzern und Ungenauigkeiten. Der umschwärmte Hengst widersetzte sich dem Reiter sogar. Rath hatte oben im Sattel offensichtlich nicht immer die volle Kontrolle. „Er hat nicht so reagiert, wie er sollte“, beschrieb der 27-Jährige die Probleme.
Isabell Werth wurde am Sonntag für ihren Mut belohnt, auch wenn Platz sieben wenig erscheint. „Heute war es schön, heute könnte es losgehen“, kommentierte sie. Die positive Überraschung im deutschen EM-Team war Helen Langehanenberg. Die EM-Debütantin aus Havixbeck lieferte mit Damon Hill am Sonntag eine Klasse-Vorstellung und landete nur knapp hinter Werth. „Ich bin glücklich, überglücklich“, kommentierte die 29 Jahre alte Reiterin: „Es ist unglaublich.“