Schlafloses Heimspiel für Hoffnungsträger vom Lehn
Wuppertal (dpa) - Die einzig positive deutsche WM-Überraschung ging bei seinem Heimspiel erst einmal baden. Lokalmatador Christian vom Lehn verpasste bei den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in der Wuppertaler Schwimmoper überraschend das A-Finale über 100 Meter Brust.
Nach einer (zu) kurzen Nacht standen für den 19-Jährigen nur 1:01,45 Minuten und Vorlauf-Platz 13 zu Buche. „Das war nicht berauschend. Es soll jetzt keine Ausrede sein, aber ich habe die Nacht um drei senkrecht im Bett gestanden und danach nicht mehr geschlafen“, sagte vom Lehn, der auf der Langbahn im Sommer deutscher Meister war und über die 200 Meter Brust in Shanghai als WM-Dritter für Furore sorgte.
Auf der 25-Meter-Bahn sind aber Qualitäten gefragt, über die vom Lehn (noch) nicht verfügt. „Die Kurzbahn liegt mir nicht so, gerade mit den Wenden und dem Tauchen“, sagte der Abiturient. Wie für nahezu alle Spitzenschwimmer steht bereits jetzt die Olympia-Vorbereitung im Vordergrund, auf die Kurzbahn-Saison wurde nicht speziell hintrainiert. So lässt er die EM in zwei Wochen in Stettin aus und wird stattdessen am 16./17. Dezember als einziger deutscher Teilnehmer Europa beim Prestige-Kampf „Duel in the Pool“ gegen die USA vertreten.
Vorher aber will vom Lehn beim nationalen Prestigekampf noch gut aussehen. Am Sonntag trifft er über seine Spezialstrecke auf Kurzbahn-Europameister Marco Koch. Der Darmstädter wurde im Weltcup Gesamtdritter und kratzte zuletzt mehrfach am eigenen deutschen Rekord. „Gegen meinen Erzfeind möchte ich an dieser Stelle nur ungern verlieren“, sagte vom Lehn grinsend, wohl wissend, dass dies schwer wird.
Hinter einem auf den ersten Blick ruhigen Wesen verbirgt sich ein unbedingter Erfolgswille. „Wenn er ein Ziel vor Augen hat, tut er alles dafür. Vom Charakter her hat er den Killerinstinkt. Wenn er ins Wasser geht, möchte er gewinnen“, berichtet Heimtrainer Farshid Shami. Mit 16 nahm er den Schüler unter seine Fittiche und baute ihn - teils gegen Widerstände im Verband - behutsam auf. Mit 1,90 Meter gehört Vom Lehn zu den größten Brustschwimmern überhaupt und tut sich allein daher schon bei den Wenden schwer.
Heimtrainer Shami hakte das verpasste A-Finale schnell ab: „Christian ist ein Siegertyp, der mit Niederlagen umgehen kann. Das ist auch sein Talent.“