Deutsches Quartett entzückt am Rothenbaum
Hamburg (dpa) - Die deutschen Tennis-Herren sorgen beim Heimspiel in Hamburg weiter für Furore. Angeführt von Halle-Sieger Philipp Kohlschreiber trumpfte am Dienstag ein DTB-Quartett groß auf und ließ die Fans am Rothenbaum jubeln.
Der Augsburger Kohlschreiber rang den kasachischen Vorjahressieger Andrej Golubew mit 7:5, 6:3 nieder und machte am Abend den starken Auftritt der heimischen Asse perfekt. „Das Abschneiden der Deutschen war in Hamburg eigentlich immer schlecht. Das wollen wir in diesem Jahr ändern“, sagte Kohlschreiber.
Zuvor hatte das Wildcard-Trio Cedrik-Marcel Stebe, Tobias Kamke und Julian Reister positiv überrascht. Talent Stebe düpierte in Runde eins den einstigen Weltranglisten-Ersten Juan Carlos Ferrero mit 6:3, 6:2, die beiden Lokalmatadoren Kamke und Reister stehen sogar schon im Achtelfinale. Der Lübecker Kamke (ATP 90) fertigte den an Nummer sieben gesetzten Argentinier Juan Ignacio Chela mit 6:1, 6:4 ab. Sein Reinbeker Kumpel Reister (ATP 155) folgte ihm durch das 7:6 (7:5), 6:2 über den Spanier Guillermo Garcia-Lopez in die Runde der letzten 16.
Einzig Philipp Petzschner erwies sich als schlechter Verlierer. Nach dem 2:6, 6:4, 6:7 (5:7) gegen den türkischen Qualifikanten Marcel Ilhan, sein drittes Erstrunden-Aus in Serie, sorgte der Bayreuther für einen kleinen Eklat. Bei einer Pressekonferenz mimte der 27-Jährigen den „bösen Buben“, verweigerte jeglichen Kommentar zum Spiel und verballhornte stattdessen die Presseschar. Auf die Frage, was er über die Pleite gegen Ilhan denke, sagte Petzschner: „Ich hoffe, dass der HSV dieses Jahr den Europapokal erreicht.“
Die sportlichen Schlagzeilen gebührten anderen. So zeigte sich Petzschners Davis-Cup-Kollege Kohlschreiber in deutlich besserer Form als zuletzt bei den Pleiten in Wimbledon und Stuttgart. Selbst von einem Satzball für Titelverteidiger Golubew ließ er sich im ersten Durchgang nicht aus dem Konzept bringen.
Die größte Überraschung gelang dem schwäbischen Talent Stebe. Der 20-Jährige beherrschte den frischgekürten Stuttgart-Sieger Ferrero auf Nebenplatz 1 nach Belieben. Nun trifft der Weltranglisten-168. aus Vaihingen/Enz am Mittwoch auf den früheren Rothenbaum-Champion Nikolai Dawidenko aus Russland, den er zuletzt in Stuttgart bezwungen hatte. „Wer weiß, vielleicht gelingt mir ja noch eine Überraschung“, sagte Stebe nach seiner „Klasse-Leistung“.
Den beiden Tennis-Kumpels Kamke und Reister winkt derweil ein Freundschaftsduell im Viertelfinale. Zuvor muss der 25 Jahre alte Reister aber den russischen Mitfavoriten Michail Juschni aus dem Weg räumen, Kamke in der Runde der letzten 16 den Ditzinger Bastian Knittel oder Marin Cilic aus Kroatien. „Vielleicht kann ich hier mit dem Publikum noch weiter viel bewegen“, meinte Reister, der sich „unfassbar“ freute. „Der Sieg bedeutet mir sehr viel, weil viele von meiner Familie und meinen Freunden hier sind“, sagte Kamke nach seiner souveränen Kurzarbeit gegen den favorisierten Chela.
Zuvor hatte Petzschners missglückte PR-Show nur rund eine Minute gedauert. Als der 27-Jährige am Ende provozierend wissen wollte, ob jemand weitere Fragen zum Fußball habe, gab die Presseschar auf. Einzig eine Frage zu seinem Hobby Golf, mit dem sich Petzschner auf das Turnier eingestimmt hatte, beantwortete er einigermaßen normal: „Golf war gut. Es war eine Ehre auf dem Platz zu stehen.“ Für seinen lustlosen Auftritt auf dem Centre Court galt das wohl nicht. Ausgeschieden ist auch Andreas Beck. Der Stuttgarter unterlag dem Tschechen Radek Stepanek mit 5:7, 6:7 (2:7). Insgesamt sind aber noch sechs deutsche Profis am Rothenbaum im Rennen.