Djokovic gegen Murray: Tennis-Gipfel um French-Open-Titel
Paris (dpa) - Zweimal kam er nicht an Rafael Nadal vorbei, im vorigen Jahr stoppte ihn überraschend Stan Wawrinka, nun ist Andy Murray das letzte Hindernis auf dem Weg zum Karriere-Grand-Slam von Novak Djokovic.
Der Serbe nimmt an diesem Sonntag (15.00 Uhr) im Finale der French Open zum vierten Mal Anlauf, um in einen erlesenen Kreis vorzustoßen. Erst sieben Tennisspielern ist es gelungen, die vier wichtigsten Turniere zumindest einmal zu gewinnen.
Fast hätte Djokovic das 2015 sogar in einem Kalenderjahr geschafft. Doch die Endspiel-Niederlage gegen den Schweizer Stan Wawrinka in Paris verhinderte den echten Grand Slam, der bei den Herren nur dem dieser Tage im Stade Roland Garros geehrten legendären Australier Rod Laver gelang.
„Ich habe mich jetzt wieder in die Position gebracht, in der ich natürlich sein wollte, seit ich im vorigen Jahr das Endspiel verloren habe“, sagte Djokovic nach dem überzeugenden Halbfinalsieg über den Österreicher Dominic Thiem. „Wenn ich zu Saisonbeginn an Roland Garros denke, ist das immer weit oben auf meiner Prioritätenliste.“
Seit der Enttäuschung vor zwölf Monaten räumte der Schützling von Boris Becker in Wimbledon, bei den US Open und Australian Open alle Trophäen ab. Schlägt er Murray am Sonntag in seinem insgesamt vierten French-Open-Finale nach 2012, 2014 und 2015, hält der Weltranglisten-Erste alle vier größten Titel. Der 29-Jährige steht dann in der Tennis-Historie auf einer Stufe mit seinen Rivalen Roger Federer und Rafael Nadal, die wegen Verletzungen vor und während des Turniers ausfielen.
Auch wenn Rekordsieger Nadal Pech mit der Blessur an seinem linken Handgelenk hatte: Um die stattliche Siegprämie von zwei Millionen Euro streiten die beiden besten Sandplatzspieler dieses Frühjahrs. Für Murray dürfte es ebenso wie für den 100-Millionen-Dollar-Mann Djokovic dabei weniger ums Geld gehen. Auch dass er - wieder einmal - britische Tennis-Geschichte schreibt, ist für den Schotten nur ein wenig Extramotivation. Dass er als erster Brite seit 79 Jahren das Finale erreicht und zuletzt vor 81 Jahren der Titel an einen Spieler von der Insel ging, sind für den 29-Jährigen wohl nur Randnotizen.
„Es ist ein großer Moment für mich“, sagte Murray nach dem Sieg über Titelverteidiger Wawrinka - ein großer Moment für ihn persönlich. Denn der Weltranglisten-Zweite hat bei allen Grand-Slam-Turnieren nun das Endspiel erreicht, in Wimbledon und bei den US Open triumphiert. Olympiasieger und Davis-Cup-Sieger ist er auch. Die großen Dinge seien sein Antrieb, erzählte Murray im Turnier, das mit zwei Fünf-Satz-Siegen mühsam für ihn begonnen hatte.
Zuvor besiegte er Djokovic im Finale in Rom und revanchierte sich für die Endspiel-Niederlage eine Woche davor in Madrid. Im Halbfinale in Paris vor einem Jahr gewann Djokovic in fünf Sätzen. „Wir hatten bei den Grand Slams schon große Schlachten. Das wird am Sonntag nicht anders sein“, prophezeite Murray.
Djokovic erwartet ein Endspiel mit vielen Emotionen und Ballwechseln von der Grundlinie. Insgesamt liegt er in der Bilanz mit 23:10 klar vorn. „Wir haben uns mit elf Jahren zum ersten Mal gesehen“, erzählte er. „Wenn wir damals gewusst hätten, dass wir um die größte Trophäe im Sport kämpfen, hätten wir das beide unterschrieben.“