Kerber nach Lisicki-Aus wieder im Rampenlicht
New York (dpa) - Nach dem Scheitern der Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki gehören die Schlagzeilen im deutschen Damen-Tennis erst einmal wieder Angelique Kerber.
Die Weltranglisten-Neunte und Halbfinalistin von 2011 beeindruckte bislang bei ihren Auftritten bei den US Open im Flushing Meadows Corona Park mit einer Mischung aus altbekannter Willenskraft und wiederentdeckter Leichtigkeit.
Einem 6:1, 6:1 zum Auftakt gegen die Tschechin Lucie Hradecka folgten ein 6:4, 2:6, 6:3 gegen die freche und unangenehme Eugenie Bouchard aus Kanada und ein bemerkenswertes 6:0, 6:4 gegen die Estin Kaia Kanepi. „Ich habe wieder mehr Selbstvertrauen gewonnen. Den Druck, den ich mir selbst gemacht habe, mache ich mir nicht mehr“, sagte die 25-Jährige.
Die blonde Norddeutsche hat es zum dritten Mal nacheinander bei den US Open in die Runde der besten 16 geschafft - in diesem Jahr als einzige von anfangs sieben deutschen Damen. Am Sonntag hat sie nun gegen die Spanierin Carla Suárez Navarro die Chance auf den Einzug ins Viertelfinale. Dort könnte dann Serena Williams warten.
Natürlich mag Angelique Kerber darüber noch nicht sprechen. Natürlich denkt sie „nur von Runde zu Runde“, wie es Tennisprofis so gerne formulieren. Aber nach schwierigen Wochen und ungewohnt vielen frühen Niederlagen wie zuletzt auch in Wimbledon scheint die oft (zu) grüblerische Kerber zurück zur Stärke vergangener Tage gefunden zu haben.
In Wimbledon verlor die Kielerin in der zweiten Runde - gegen Kaia Kanepi. „Es war ein komplett anderes Match. Ich habe vom ersten Punkt an das Spiel in die Hand genommen“, sagte Kerber und betonte: „Ich habe mich voll auf mich konzentriert. Das Wichtigste ist, dass ich wieder mehr an mich glaube. Ich bin freier und lockerer.“
Mit dem Druck der deutschen Nummer eins konnte sie bei weitem nicht so gut umgehen wie Lisicki mit der Rolle als neuer deutscher Tennis-Liebling. Bei der Analyse ihrer 4:6, 5:7-Niederlage gegen die stark aufspielende Makarowa allerdings verschwand für einige Momente auch bei ihr das gewinnende Lächeln. „Natürlich bin ich enttäuscht. Ich wollte unbedingt in die zweite Woche“, sagte sie.
Das Kinn auf die linke Hand gestützt, eine schwarze Trainingsjacke über den Schultern, erklärte sie auch ihre Hoffnungen auf die Teilnahme an der Tennis-WM der besten acht Spielerinnen der Saison praktisch für begraben. „Das wird jetzt schwer“, sagte sie.
Bei all der Euphorie um die junge Wimbledon-Finalistin darf man nicht vergessen, dass an diesem Tag die Nummer 18 der Welt (Lisicki) gegen die Nummer 25 der Welt (Makarowa) spielte. Und die Russin erwischte einen richtig guten Tag, Lisicki einen eher durchschnittlichen - was auf diesem Niveau einfach zu wenig sein kann. „Sabine hat ein paar leichte Fehler zu viel gemacht. Ihr fehlten auch ein paar Matches vorher“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner. Nach Wimbledon hatte Lisicki mehrere Wochen pausiert und eine leichtere Verletzung am Handgelenk auskuriert.
In der Gesamtbilanz kann Rittner mit dem Abschneiden ihrer Damen nicht zufrieden sein. So insgeheim hatte sie auf zwei oder drei Spielerinnen im Achtelfinale gehofft - vor Lisicki waren aber auch schon Andrea Petkovic, Julia Görges oder Mona Barthel gescheitert.
Bei den Herren haben am Sonntag noch Tommy Haas und Florian Mayer die Chance auf den Einzug ins Achtelfinale. Mayer trifft auf Titelverteidiger Andy Murray aus Großbritannien, Haas auf den Russen Michail Juschni. Die Drittrunden-Partie von Philipp Kohlschreiber gegen John Isner war für Samstag angesetzt. Mayer sagte: „Ich bin natürlich krasser Außenseiter, aber vielleicht ist ja auch mal eine kleine Sensation möglich.“