Petkovic auch ohne Titel froh: „Richtig gute Woche“
Washington (dpa) - Mit Andrea Petkovic ist wieder zu rechnen, auch wenn sie den dritten Turniersieg ihrer Karriere verpasst hat.
Seit ihrem Comeback vor fünf Monaten hat es die 25-Jährige in zwei Endspiele geschafft. Im Juni verlor sie in Nürnberg gegen Simona Halep mit 3:6, 3:6. In Washington unterlag die Darmstädterin nun der an Nummer sieben gesetzten Slowakin Magdalena Rybarikova mit 4:6, 6:7 (2:7). „Es war trotzdem eine richtig gute Woche“, sagte sie.
Trotzdem war sie nicht ganz glücklich, das Finale in Washington hätte sie schon gerne gewonnen. „Mein liebster Ryan Gosling - rette mich aus dieser Stimmung in der ich gerade bin. Mit freundlichen Grüßen, deine Andrea“, twitterte Petkovic an den Hollywoodstar aus Kanada.
Für die erschöpfte Deutsche war es ein Spiel der verpassten Möglichkeiten. Sie ging im ersten Satz schnell mit 4:0 in Führung, verlor danach aber acht Spiele in Folge gegen die Titelverteidigerin und damit ihren Rhythmus. Die einstige Top-Ten-Spielerin aus Hessen zeigte knapp drei Wochen vor Beginn der US Open trotz ihrer Niederlage ansteigende Form.
Am Ende fehlten ihr gegen Rybarikova, die im Viertelfinale bereits die an Nummer eins gesetzte Kielerin Angelique Kerber ausgeschaltet hatte, schlicht und einfach die Kraft. Ihr 7:5, 6:3-Halbfinalsieg gegen die Französin Alize Cornet war wegen Regenunterbrechungen erst kurz vor zwei Uhr morgens in der Nacht zum Sonntag unter Dach und Fach. Eingeschlafen war sie erst um fünf Uhr.
„Meinen Körper hat die fehlende Energie nicht so sehr beeinflusst, aber meine Emotionen und meine mentale Verfassung. Deshalb wurde ich wirklich emotional auf dem Platz, normalerweise bleibe ich ruhig“, sagte Petkovic.
Nach zahlreichen schweren Verletzungen scheint sie dennoch wieder richtig in Schwung zu kommen. Der Petko-Dance, ihr Markenzeichen, wird auf den Tennisplätzen dieser Welt ganz bestimmt wieder öfters zu sehen sein. In der Weltrangliste gehört sie wieder zu den Top 50. Vor ihrer Verletzung war sie immerhin die Nummer neun der Welt.
Nach ihrer Zwangspause und mehreren Rückschlägen hat die Einser-Abiturientin einiges verändert. Nach den French Open - sie hatte sich durch die Qualifikation ins Hauptfeld geschlagen, war aber in der zweiten Runde gescheitert - hat sich Grundlegendes in ihrer Gedankenwelt getan. „Nach Paris habe ich gesagt: Stopp jetzt mit all dem Jammern, den Zweifeln, den Fragen. Vertraue dir und siehe es als Geschenk, als zweite Karriere. Von da an ging es mit den Resultaten bergauf. Ich bin innerhalb von ein paar Tagen keine andere Tennisspielerin geworden, ich habe nur meine Einstellung geändert“, erzählte sie im Interview mit der „Welt“.
Auch aus dem Elternhaus ist sie ausgezogen, hat in zehn Minuten Entfernung ein Haus in Darmstadt gekauft. Es sei doch ein wenig peinlich gewesen, mit 25 noch zu Hause zu wohnen. In ihrem Eigenheim wohnt sie nun mit ihrer Schwester. Das Fernstudium betreibt sie weiter, aber die Fächer haben sich verändert. „Ich habe zu Philosophie und Literaturwissenschaften gewechselt. Davor habe ich Politik- und Verwaltungswissenschaften studiert. Das erste Modul "Politik" hat mir mega viel Spaß gemacht, aber im zweiten ging dann die Verwaltung los - und das hat mich so gelangweilt. Ich wollte was für meinen Kopf machen, deswegen die neuen Fächer.“